Thai-Auberginen

Und warum Essen und Geschichten zusammen gehören

Es ist heute kaum mehr vorstellbar, aber als Kind war ich „ein schlechter Esser“. Ich wuchs in einem Mehrfamilienhaus auf und aß oft bei meinen Großeltern. Mein Großvater, der Medizinmann, saß meistens schweigend am Tisch und schnitt lustige Grimassen, wenn ich zu ihm rüber schaute. Meine Großmutter kochte. Da sie den Hunger des Krieges erlebt hatte, konnte sie es schwer aushalten, wenn jemand wenig aß und „so dünn ausschaute“. In ihrem badischen Dialekt sagte sie oft scherzhaft zu mir: „Kind, iss, dass was wirsch, nix bisch scho lang.“ (Kind, iss, das Du was wirst, nix bist Du schon lang). Meine Großmutter hatte eine schwere Kindheit gehabt, in der sie von ihrer Stiefmutter über viele Jahre misshandelt und im Haus festgehalten wurde. Und trotzdem wurde sie zu einem der wärmsten und gütigsten Menschen, die mir je begegnet sind. Als ihre Stiefmutter krank war, nahm meine Großmutter die alte Frau bei sich zuhause auf und pflegte sie bis zuletzt. Der Rest der Familie erfuhr erst viel später von den Misshandlungen, die sie in ihrer Kindheit und Jugend erleiden musste.

Meine Großmutter fühlte sich für das leibliche Wohl der ganzen Familie zuständig. Meine Mutter war „auf dem Gesundheitstripp“ und bekam von ihr jeden Mittag einen leckeren Salatteller gerichtet. Mein Großvater aß alles gerne, was ihn an seine Heimat Ostpreußen erinnerte und so servierte sie ihm pochierte Trockenfrüchte zum Pfannkuchen, wo wir anderen einfach einen Klecks Marmelade bekamen. Und da ich „ein schlechter Esser“ war, wurde ich zu ihrem Sonderprojekt. Da sie mich gut kannte, wusste sie genau, welche Knöpfe sie bei mir drücken musste, um an ihr Ziel zu gelangen. Und so verlegte sie sich aufs Geschichtenerzählen. Während ich also an ihrem Küchentisch saß und in meinem Essen herumstocherte, erzählte sie mir von Prinzessinen, Feen, Hexen, Königen und Zwergen. Ich hörte gebannt zu und schob noch die ein oder andere Gabel mehr in meinen Mund, was wiederum meine Großmutter sehr zufrieden stimmte.

Heute vermute ich, dass es meine Großmutter war, die die Grundlage für diesen Foodblog gelegt hat. Denn durch sie gehören gutes Essen und Geschichten für mich unzertrennbar zusammen. Eine gute Geschichte macht gutes Essen einfach noch viel besser. Manches macht sie auch leichter bekömmlich. Oder sie sättigt auf einer Ebene, die Essen allein nicht satt machen kann. Wo Essen den Genuss bringt, bringt sie die Stimulation. Wo Essen uns mit Nährstoffen versorgt, versorgt sie uns mit Stoffen, die uns zum Träumen einladen. Gutes Essen und gute Geschichten schaffen ein Zuhause für Herz und Seele in einer Welt, die nicht immer freundlich und angenehm ist. Aus Geschichten und Rezepten lassen sich ganze Lebensräume bauen, die uns Ruhe, Inspiration, Kraft und neue Hoffnung schenken können. Geschichten und Essen – ganz ehrlich, was braucht man mehr, um glücklich zu sein?

Mein Rezept der Woche

Eine schöne Geschichte hat eine bestimmte Erzählstruktur; einen klaren Aufbau, einen bestimmten Fluß, einen Helden und eine Richtung, auf die alle Handlungsstränge zulaufen. All diese Dinge benötigt ein gutes Rezept auch. Es braucht ein definiertes Aroma, eine klare Ausrichtung und am besten auch einen Helden. Dieser Held ist in diesem Fall die Aubergine. In letzter Zeit koche ich zuhause oft Gerichte, die ich gegenüber meinem Mann als „Mono-Gemüse-Rezept“ bezeichne. Ich nehme also ein einziges Gemüse und koche daraus ein ganzes Essen (okay, etwas Reis, Quinoa oder Nudeln dürfen als Nebendarsteller schon dabei sein). Meistens sind wir von dem Ergebnis begeistert, weil es so einfach und doch so gut ist. Eine echte Produkt-Küche, bei der man das einzelne Gemüse auf eine Bühne stellt und richtig feiert. Die Aubergine schmeckt mir besonders gut, wenn sie mit Sojasauce und etwas Ahornsirup in der Pfanne angebraten und dann im eigenen Wasser gegart wird. Sie wird auf diese Weise weich und cremig, mit einem umwerfenden Umami-Geschmack. Dazu addiere ich gern frischen Koriander, Frühlingszwiebeln, Knoblauch und Ingwer und gebe ihr noch ein paar knackige Nüsse mit in die Schüssel, die die Konsistenz spannender machen. So ergibt sich ein Thai-Gericht, das allerdings völlig frei interpretiert ist, und seine Geschichte beim Essen selbst erzählt.

Und nun meine Frage an Dich: findest Du auch, dass gutes Essen und Geschichten einfach zusammen gehören? Was macht die Verbindung für Dich so unwiderstehlich? Ich freue mich schon auf Deinen Kommentar unter diesem Beitrag!

Thai-Auberginen

Portionen 2 Personen
Zubereitungszeit 35 Minuten
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Zutaten

Für den Reis:

  • 150 g Basmatireis
  • 300 ml Wasser
  • 1/3 TL Salz

Für die Thai-Auberginen:

  • 50 g Cashewnüsse grob gehackt
  • 0,5 EL Kokosöl
  • 2 Frühlingszwiebeln in Ringe geschnitten
  • 2 Knoblauchzehen geschält und gehackt
  • 1 TL fein geriebener Ingwer
  • 1 EL Kokosöl
  • 800 g Auberginen gewürfelt
  • 4 EL Sojasauce
  • 1 EL Ahornsirup
  • Optional: etwas Chili oder Tabasco zum Abschmecken
  • 30 g frischer Koriander inklusive Stängel gehackt

So geht's

  • Den Basmatireis in einem Sieb waschen, in einen Topf mit passendem Deckel geben und Wasser und Salz hinzufügen. Das Ganze bei geschlossenem Deckel zum Kochen bringen. Sobald das Wasser kocht, die Hitze auf die niedrigste Temperatur einstellen und den Reis ca. 15 Minuten ziehen lassen, bis er gar ist. Die Herdplatte gegebenenfalls ganz ausschalten, damit nichts anbrennt. Den Reis bei geschlossenem Deckel warm halten, bis die Auberginen fertig sind.
  • Eine Pfanne erhitzen und die gehackten Cashewnüsse unter Rühren anrösten. In eine Schale füllen und beiseitestellen.
  • In derselben Pfanne Kokosöl erhitzen und Frühlingszwiebeln, Knoblauch und Ingwer unter Rühren kurz anschwitzen. In eine Schale füllen und beiseitestellen.
  • Dieselbe Pfanne benutzen und Kokosöl erhitzen und die gewürfelten Auberginen unter Rühren anrösten. Sojasauce und Ahornsirup untermischen, auf mittlere bis niedrige Hitze reduzieren und bei geschlossenem Deckel ca. 15 bis 20 Minuten dünsten lassen. Zwischendurch kontrollieren, dass die Auberginen nicht anbrennen. Die Hitze solle so beschaffen sein, dass die Auberginen in ihrem eigenen Wasser leise dünsten und gar werden. Nach 15 bis 20 Minuten sollten sie eine weiche, cremige Konsistenz haben. Nun kann die Hitze noch mal kurz erhöht werden, um eine leichte Bräunung zu erhalten.
  • Wer möchte, schmeckt mit etwas Chili oder Tabasco ab.
  • Die Auberginen in der Pfanne mit der Frühlingszwiebel-Knoblauch-Ingwer-Mischung vermengen und den Koriander und einen Teil der Cashewnüsse unterheben. Mit Reis servieren und den restlichen Cashews angerichtet servieren.
Wellcuisine Stefanie Reeb

 

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