Pilze auf 4 Arten

Und über die Heilkraft von Pilzen

Unsere Gummistiefel stapfen durch raschelndes Herbstlaub und sinken ein in moosigen Untergrund. Die Luft ist frisch, feucht und trägt diesen einzigartigen Duft von Nadelbäumen und lehmiger Erde. Der Wind bewegt die grün-braunen Wipfel über unseren Köpfen. Ein Specht unterbricht kurz seine Arbeit, um dann ungerührt seinen Takt wieder aufzunehmen. Tok tok tok. Die Sonnne blitzt hier und da in langen, warmen Strahlen durch das Dickicht bis zur Erde und malt wabernde Leuchtspuren auf unseren Weg. Als wir auf die Lichtung kommen, sehen wir sie. Sie sind dort, wo sie immer stehen. Sie schmiegen sich eng aneinander und sind vielleicht in eine Unterhaltung vertieft, die wir mit unseren Ohren nicht hören können. Wir nähern uns und betrachten sie. Freudig und ein wenig hungrig. Die Pilze lassen sich willig schneiden und in unsere Körbe legen, in dieses Bett aus frischen Tüchern, das wir ihnen ausgelegt haben. Sie kommen mit zu uns nach Hause, in die warme Küche. Dort werden wir etwas Wunderschönes aus ihnen machen. So, wie es ihnen gebührt, diesen kleinen Wundern des Waldes.

Pilze sind ganz besondere Geschöpfe. Sie sind Mischwesen zwischen Pflanzen und Tieren und bilden somit eine ganz eigene Gattung. Sie sind zwar sesshaft wie die Pflanzen, atmen aber wie Tiere Sauerstoff und ernähren sich von organischer Nahrung, wie zum Beispiel Insekten und Holz. Die Zellwände der Pilze sind beschaffen wie die von Pflanzen. Sie bestehen allerdings aus dem gleichen Material wie der Panzer von Insekten, nämlich Chitin.

Pilze haben eine symbiotische Beziehung zu Bäumen. Sie schlingen ihre Wurzeln um die Wurzeln der Bäume und nehmen den vom Baum erzeugten Zucker auf. Als Dank versorgen sie die Bäume mit wichtigen Nährstoffen. Spätestens seit dem Buch „Die geheime Sprache der Bäume“ weiß man, dass Pilze ein Kommunikationsnetz bilden, über das zum Beispiel die Information über einen Blattlausbefall von Baum zu Baum weitergegeben wird.

Food Pharmacy Pilze

Pilze sind bereits seit Tausenden von Jahren sowohl wegen ihres guten Geschmacks als auch wegen ihrer Heilwirkung bekannt. Schon in der Antike wurde über den Einsatz von Pilzen bei unterschiedlichen Erkrankungen geschrieben. In der westlichen Welt geriet dieses Heilwissen mit der Zeit in Vergessenheit und wurde erst in den letzten Jahren wiederentdeckt. In China, Japan, Indonesien und Korea, wo die traditionelle Medizin immer friedlich neben der modernen Medizin existierte, haben Heilpilze eine uralte Tradition, die noch heute ungebrochen ist. Die moderne Wissenschaft hat nun vieles bestätigt, was traditionelle Heiler schon lange wussten:

Pilze verbessern das Immunsystem:

Vitamin D ist eine der wichtigsten Substanzen zur Verbesserung der Immunfunktionen. Und Pilze sind eine der wenigen pflanzlichen Quellen für Vitamin D. Allerdings nur dann, wenn sie bei Tageslicht wachsen konnten. Denn genauso wie der Mensch können sie nur unter Einwirkung von Sonnenlicht Vitamin D bilden. Praktisch ist, dass bei Pilzen die Vitamin-D-Bildung auch nach der Ernte funktioniert. Paul Stamets, der das Programm für Integrative Medizin an der University of Arizona Medical School leitet, führte dazu verschiedene Experimente an Shiitake-Pilzen aus Bio-Anbau durch. Dabei fand er heraus, dass die Pilze nach dem Kauf einen Vitamin-D-Wert von 100 IE pro 100 Gramm hatten. Nachdem er sie zwei Tage lang täglich 6 Stunden lang in die Sonne legte, war ihr Vitamin-D-Wert in den Hütchen auf 46.000 IE pro 100 Gramm gestiegen. Die Stiele enthielten 900 IE pro 100 g. Seine Empfehlung zum Selbertrocknen lautet: „Legen Sie die Pilze ungewaschen mit den Lamellen nach oben zeigend in die Sonne zum Trocknen. Die Pilze sollten nicht länger als 2 Tage und pro Tag nicht länger als 6 Stunden trocknen. Die auf diese Weise entstehenden Vitamin-D-Mengen verbleiben in den Pilzen mindestens ein Jahr lang. Es genügt bereits eine Handvoll dieser in der Sonne getrockneten Pilze vier Mal pro Woche zu essen, um den eigenen Vitamin-D-Spiegel massgeblich zu heben oder ihn auf einem gesunden Level zu halten. Die getrockneten Pilze sollten nicht gewaschen werden. Sie können roh oder gekocht/gebraten gegessen werden. Wenn Sie sie erhitzen, sollten Sie jedoch die Flüssigkeit, die beim Braten oder Dünsten entsteht, mit verzehren, weil sich darin nicht nur das Vitamin D, sondern auch andere Vitalstoffe gelöst haben könnten.“

Pilze hemmen die Entstehung von Tumoren:

Pilze, unter anderem auch der allgegenwärtige Champignon, wirken Studien zufolge Tumoren entgegen. Chinesische Wissenschaftler haben gezeigt, dass durch Champignon-Extrakt bei bösartigen Gewebetumoren eine 90-prozentige Wachstumshemmung erreicht werden kann. Forscher vom Krebszentrum City of Hope bei Los Angeles haben ebenfalls nachgewiesen, dass Champignons eine krebshemmende Wirkung haben und das Wachstum von Brusttumoren verlangsamen.

Slowakische Forscher vom Research Institute of Nutrition in Bratislava haben herausgefunden, dass Austern-Seitlinge präventiv gegen Darmkrebs wirken. Das enthaltene Chitin kann zwar vom Darm nicht verdaut werden, füttert aber die gesunden Darmbakterien, die sich nach dem Verzehr der Pilze vermehren. Und ein gesundes Darm-Milieu ist das beste Mittel zur Erhaltung der Darmgesundheit.

Pilze regulieren den Cholesterinspiegel:

Eine Studie der Leibniz Universität Hannover hat gezeigt, dass der regelmässige Genuss von Austern-Seitlingen den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen kann. Die Studie wurde an 20 Studenten mit leicht erhöhtem Cholesterinspiegel durchgeführt. Während eine Gruppe täglich 600 ml Suppe aus getrockneten Austernpilzen ass, erhielt die Kontrollgruppe dieselbe Menge Tomatensuppe. Bei den Probanden, die die Pilzsuppe aßen, konnte im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikante Senkung der Triglyceride, welches Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Entzündungen der Bauchspeicheldrüse darstellen, festgestellt werden. Auch wurde eine deutliche Senkung des „schlechten“ LDL-Cholesterins sowie der Gesamtcholesterin-Konzentration gemessen.

Pilze wirken antidepressiv:

Forscher der amerikanischen Penn State University untersuchten innerhalb einer Studie die Daten von mehr als 24.600 Erwachsenen und stellten fest: Wer regelmäßig Pilze isst, leidet seltener an Depressionen. Verantwortlich für diese Wirkung sind vermutlich folgende Faktoren:

  • Pilze wirken antioxidativ: Der in Pilzen enthaltene Stoff Ergothionein ist eine stark antioxidative Substanz, die Zellen und Gewebe vor Schäden bewahren kann. Ebenfalls in Pilzen enthalten ist ein weiteres starkes Antioxidans, das Glutathion. Aus früheren Studien weiss man bereits, dass Antioxidantien bei der Prävention psychischer Erkrankungen mitwirken können.
  • Pilze sind Entzündungshemmer: Pilze sind die beste Quelle für die Aminosäure Ergothionein, die stark entzündungshemmend wirkt. Da Depressionen zu jenen Erkrankungen zählen, die unter anderem mit chronisch entzündlichen Prozessen einhergehen, kann der Verzehr von Pilzen helfen.
  • Pilze schützen die Nerven: in Pilzen, unter anderem auch im weißen Champignon, ist viel Kalium enthalten, das Angstzustände mildern kann.

Pilze auf 4 Arten

Aus Pilzen kann man wunderbare Mahlzeiten zubereiten. Ihr fleischiges Umami-Aroma verleiht dem Essen eine herz- und nahrhafte Note, die gerade im Herbst angenehm satt und zufrieden macht. Diese Woche habe ich 4 ganz unterschiedliche Rezepte für Dich zusammengestellt, mit denen Du Deinen Appetit auf Pilze aufs Leckerste stillen kannst.

Und nun meine Frage an Dich: Wie isst Du Deine Pilze am liebsten? Ich freue mich auf Deinen Kommentar unter diesem Beitrag!

Pilzrisotto

Pilzrisotto

Was wäre die Herbstküche ohne ein klassisches Pilzrisotto? Nichts, überhaupt nichts!

Hier gehts zum Rezept.

 

Buchweizencrepes mit Pilzen

Buchweizencrepes mit Pilzen

Diese Crepes mit Pilzen werden von Thomas und mir innig geliebt. Eine kleine, feine Mahlzeit, die glücklich macht.

Hier gehts zum Rezept.

Spirelli mit Pilzen

Spirelli mit Pilzen

Pasta mit Pilzen und Petersilie: Wenn es draußen kalt ist und ich mich nach Wärme, Erdung und Wohlgefühl sehne, ist dies mein Essen der Wahl.

Hier gehts zum Rezept.

Tamaripilze

Tamaripilze mit Estragonsauce

Dieses Gericht hat eine ganz besondere Geschmackskombination, die zuerst überrascht und dann unglaublich harmonisch ist.

Hier gehts zum Rezept.

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  1. Evelyn Priester schreibt:

    Liebe Stefania, ich bin ein absoluter Pilzliebhaber. Nur so viel Gutes über Pilze wusste ich nicht. Vielen herzlichen Dank für diese interessante und umfangreiche, wissenschaftliche Aufklärung. Leider kann ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in den Wald gehen. Die Neuropathie in den Beinen macht mir Probleme, Aber ich habe mir gerade ein Ducelle aus Champignons gemacht. Und von meiner Tochter die in Zürich lebt, bekomme ich wunderbare, getrocknete Morcheln und Steinpilze.
    Damit kann man köstliche Soßen und Suppen zubereiten.
    Ich werde jetzt mal versuchen, die Austern
    Saitlinge zu bekommen.
    Nochmals Danke-danke für die wunderbaren
    Wöchentlichen Beiträge, immer ein Higlight
    Ganz liebe Grüsse aus Köln
    Evelyn

  2. Hannah schreibt:

    Mal abgesehen von den leckeren Pilzrezepten, hat mich der einleitende Text über das „Pilzefinden“ so sehr berührt, dass ich ihn gleich mehrmals lesen wollte.
    Danke auch dafür

  3. Susanne Dauenhauer schreibt:

    Liebe Stefanie,
    herzlichen Dank für diese ausführliche informative Zusammenstellung der vielen positiven Eigenschaften von Pilzen. Ich bin überwältigt. Ob es noch jemanden gibt, der jetzt noch keinen Appetit auf eines der leckeren Pilzgerichte hat? Ganz sicher nicht!

  4. Liebe Stefanie, vielen Dank für deine wöchentlichen Beiträge, auf die ich mich immer wieder freue und die für mich sehr wertvoll sind.
    Eine Frage hätte ich: Sind in den gezüchteten Champignons, die quasi keinem Tageslicht ausgesetzt waren, auch die wertvollen Inhaltsstoffe enthalten?
    Wünsche dir eine gute Zeit.
    Liebe Grüße
    Gabi

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