Mallorquinischer Mandelkuchen

Und die Kunst des Faulseins

Auf Mallorca gibt es jede Menge Mandelbäume. Kein Wunder also, dass der traditionellste Kuchen der Insel aus Mandeln besteht. Thomas und ich essen im Restaurant selten Nachtisch. Aber wenn ein Mandelkuchen auf der Karte steht, werden wir oft schwach. Mandelkuchen ist einfach so herrlich saftig, schlicht und gut, dass er eigentlich immer passt. Aber nicht nur im Restaurant, auch zuhause ist Mandelkuchen mein Favorit, wenn ich einen schnellen Kuchen backen möchte. Es gibt kaum einen einfacheren Kuchen – da können nicht mal Muffins mithalten. Es ist also ein Kuchen für Faule und das schätze ich sehr an ihm. Die Kunst des Faulseins ist uns ja ein bisschen abhanden gekommen. Dabei kann sie das Leben so angenehm machen.

Wir sind alle immer so beschäftigt, dass sich manche sogar über Corona gefreut haben, weil es ihnen eine Pause beschert hat (hallooo???). Früher nannte man Faulsein ganz elegant Müßiggang. Ich gehe davon aus, dass dieser Begriff bald aus dem Duden gestrichen wird, weil niemand mehr weiß, was das ist. Vielleicht sind die Handys Schuld? (Nein, Müßiggang ist nicht, stundenlang auf dem Sofa zu sitzen und auf ein Display zu schauen). Oder unsere Arbeitsmoral? Oder dass wir die Stille nicht mehr aushalten, wenn wir nicht immerzu reden und uns beschäftigen?

Meine Yogalehrerin sagte während der Ausbildung immer zu uns: „You are a human being, not a human doing“. Was einfach klingt, ist aber gar nicht mehr so einfach umzusetzen. Wer gewohnt ist, immer etwas zu tun, kann das Nichtstuns schwer aushalten. Da kann nur Faulheit helfen. Faulheit bringt uns raus aus dem Hamsterrad und macht uns präsenter als eine Stunde Achtsamkeitstraining. Denn Faulheit nimmt sich Zeit. Sie macht einfach, auf was sie Lust hat. Multitasking kennt sie nicht, wieso auch? Sie sucht den Weg des geringsten Widerstands, der oft viel besser ist als sein Ruf. Sie hinterfragt komplizierte Prozesse und überlegt sich, wie sie ihre Arbeit schneller erledigen kann, um mehr Freizeit rauszuschlagen um – ja genau – nichts zu tun.

Im Sommer hat die Faulheit Hauptsaison. Jetzt ist die Zeit der Siestas, der ausgiebigen Besuche eines Straßencafés und der schläfrigen Nachmittage am Wasser. Wenn man dann so faul am See oder Meer liegt und schon zum dritten Mal die gleiche Seite seines Buches (ja, das Ding mit den vielen Blättern ohne Display) gelesen hat und sich überlegt, ob es jetzt nicht schön wäre, ein Stückchen Kuchen zu essen – und wenn man dann ein Stück Mandelkuchen aus dem Picknickkorb ziehen kann, den man, selbst wenn man der größte Faulpelz der Welt wäre, am Morgen in 15 Minuten zusammengerührt und dann nur noch in den Ofen geschoben hat, dann ist das Leben gut. Sehr gut sogar.

Food Pharmacy Mandeln

Mandeln sind ein basisches Lebensmittel, das zahlreiche Heilwirkungen hat. Sie enthalten 19 Prozent Pflanzenprotein sowie das superwichtige Magnesium und Calcium, die in der Mandel im optimalen Verhältnis zueinander zur Verfügung stehen, so dass beide perfekt vom Körper aufgenommen und verwertet werden können. Dazu kommt antioxidatives und somit entzündungshemmendes Vitamin E, Vitamin B1 zur Stärkung der Nerven und Vitamin B2 für den Energiestoffwechsel.

In wissenschaftlichen Versuchen hat man beobachtet, dass der Verzehr von ca. 60 g Mandeln pro Tag die Knochendichte eindeutig verbessert. Auch die Cholesterinwerte der Testpersonen verbesserten sich nach einem vierwöchigem Verzehr von täglich 60 g Mandeln.

Was aber ist mit dem Fettgehalt der Mandeln, der immerhin bei stolzen 54 Prozent liegt? Auch hier kommt uns eine Studie zu Hilfe: die US-amerikanische Universität Purdue fand heraus. dass Mandeln durch ihren Fettgehalt zwar satt machen, ihre Energie und somit Kalorien vom Körper aber nicht effizient aufgenommen wird. Das liegt vermutlich am hohen Ballaststoffgehalt der Mandeln, der sich nebenbei auch noch sehr positiv auf die Darmgesundheit auswirkt. Die Universität fand heraus, dass der Verzehr von – ja, wieder der magischen Menge von 60 g – Mandeln sogar beim Abnehmen hilft.

Auch unsere liebe Hildegard von Bingen hatte in ihrem Buch der Klosterheilkunde etwas schönes zu sagen über die Mandeln: „Wenn jemand das Gehirn leer geworden ist, soll er oft die Mandelkerne essen. Das füllt sein Gehirn wieder auf und gibt die rechte Gesichtsfarbe.“ Wenn Du also faul am See liegst und Dein Gehirn ganz leer ist, dann genieße diesen besonderen Moment – und iss ein Stückchen Mandelkuchen, um Dein Gehirn wieder zu füllen mit vielen schönen Gedanken.

Und nun meine Frage an Dich: fällt es Dir leicht, faul zu sein oder übst Du noch? Und magst Du auch so gerne Mandelkuchen? Ich freue mich auf Deinen Kommentar unter diesem Beitrag!

 

Mallorquinischer Mandelkuchen

Portionen 1 Springform à 27 cm
Zubereitungszeit 15 Minuten
Backzeit 50 Minuten
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Zutaten

  • 9 Eier
  • 3/4 TL Salz
  • 180 ml Ahornsirup Grad A oder C
  • 1,5 TL Zitronenöl
  • 380 g gemahlene Mandeln
  • 3 TL Weinstein-Backpulver
  • 1 TL Zimt

So geht's

  • Den Backofen auf 180 °C Ober- und Unterhitze vorheizen.
  • Die Eier trennen und die Eiweiße mit dem Salz mischen und steif schlagen.
  • Die Eigelbe mit Ahornsirup und Zitronenöl glatt vermischen. Gemahlene Mandeln, Backpulver und Zimt unterrühren. Zuletzt das geschlagene Eiweiß unterheben.
  • Einen Bogen Backpapier in eine 27 cm-Springform einspannen. Die Ränder der Form mit Kokosöl ausfetten. Den Teigs einfüllen und ca. 50 Minuten backen, bis ein in den Teig gestochener Zahnstocher sauber wieder herauskommt.

Wellcuisine-Tipp

Im Sommer mische ich gerne Beeren und Schnitze von Sommerfrüchten mit etwas Ahornsirup und richte den fertig gebackenen Kuchen damit an. 
Wellcuisine Stefanie Reeb

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  1. Sibylla Ker schreibt:

    Das mache ich Morgen sofort! Danke für das wunderbare Rezept. Liebe Grüße Sibylla

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Sibylla,

      das freut mich! Dann wünsche ich Dir viel Freude mit dem Kuchen!

      Liebe Grüße
      Stefanie

  2. Ganz toller Text!! Vielen Dank dafür

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Vielen Dank! Freut mich, dass Dir mein Text gefällt!

      Liebe Grüße
      Stefanie

  3. Anne schreibt:

    Liebe Stephanie,
    das hört sich wirklich total lecker an. Ich staune etwas über die neun Eier. Das klingt für mich erstmal nicht so super gesund. Natürlich sind Eier an sich nicht schlecht, aber so viele auf einmal? Kannst du dazu was schreiben?
    Vielen lieben Dank!
    Herzliche Grüße!

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Anne,

      die Eier im mallorquinischen Mandelkuchen sind wichtig für Konsistent (saftig und dennoch fluffig) und Zusammenhalt, da er sonst gar kein Mehl und keine Stärke etc. enthält. Da der Kuchen aber mindestens 12 Stücke ergibt, ist pro Portion weniger als 1 Ei enthalten, also noch völlig im gesunden Bereich (außer natürlich, wenn man keine Eier verträgt).

      Liebe Grüße!
      Stefanie

  4. Liebe Stefanie, klingt sehr fein! Empfiehlst du die gemahlenen Mandeln mit oder ohne Schale?
    GLG, Tina

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Tina,

      ich verwenden meistens gemahlene Mandeln ohne Schale, aber beides geht. Allerdings sollten keine gerösteten gemahlenen Mandeln verwendet werden (gibt es von manchen Biomarken, meistens von Mandeln mit Schale), weil diese trockener sind.

      Liebe Grüße
      Stefanie

  5. Christina Decker schreibt:

    Liebe Stefanie,
    Seit Jahren folge ich deinem Blog und ich liebe deine Art zu schreiben! Abgesehen vom Wissenswerten über Ernährung bringen mich deine Texte mal zum Nachdenken, mal zum Lachen und mal zum Weinen. Vielen lieben Dank dafür und auch für die schönen Rezepte natürlich. Bitte mach weiter so!
    Liebe Grüße aus Niederbayern,
    Christina

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Christina,

      1000 Dank für Deine liebe Rückmeldung zu meinen Rezepten und Texten. Es ist schön, dass sie Dich bewegen. Und danke, dass Du unserem Blog schon so lange folgst, darüber freue ich mich sehr!

      Einen lieben Gruß
      Stefanie

  6. Juzi schreibt:

    Tolles Rezept – gibts das auch vegan? ☺️

  7. Liane schreibt:

    Liebe Stefanie, es ist immer wieder erfrischend deine Texte und Rezepte zu lesen. Ich freue mich jeden Freitag darauf und darüber und heute ganz besonders. Habe ich doch gestern backen wollen und zwar einen Mandelkuchen. Habe erst woanders geschaut und dachte dann, hast du nicht ein Rezept? Habs aber nicht gefunden. Zwar den Mandelorangenkuchen und die tolle Torte, aber nicht den. Und heute schickst du das Rezept. Wie toll ist das denn? Vielen Dank.
    Ja und faulenzen, das muss ich noch lernen. Oft habe ich leider ein schlechtes Gewissen. Denke, ich müsste eigentlich was tun… Das hab ich vom Elternhaus mitbekommen…. Aber ich arbeite dran. 😉
    Danke für alles. Dein Blog ist wirklich eine Bereicherung.
    Liebe Grüße
    Liane

  8. Renate Nack schreibt:

    Liebe Stefanie,
    die Infos zu den Mandeln sind ganz wichtig und ich hab das selbst schon erlebt, wenn der Kopf leer ist, wie gut Mandeln helfen. Den Kuchen hätte ich gerne gebacken, aber ich vertrage tierisches Eiweiß nicht. Gibt es einen veganen Ersatz für die 9 Eier?
    Das wär ja ganz super !!!
    Von deinen Veganen Rezepten bin ich wirklich sehr begeistert und freue mich sie nach zukochen!
    Liebe Grüße nach Mallorca von München!🍀💐

  9. Yvonne schreibt:

    5 Sterne
    Liebe Stefanie, herzlichen Dank für dieses einfache, überaus leckere Rezept! Ich hab den Kuchen gleich gestern gebacken, er ist sehr saftig, locker, lecker!
    Das Faulsein genieße ich vor allem im Sommer gerne und ausgiebig, nur im Winter fällt es mir manchmal schwer. Ich liebe den Sommer, das viele Licht und die Wärme Im Winter erlebe ich alles mit etwas mehr Schwere, so auch den Müßiggang. Diesen Winter erinnere ich mich an die sommerliche Leichtigkeit, indem ich deinen Mandelkuchen backen werde 😉
    Viele Grüße, Yvonne

  10. Andrea schreibt:

    5 Sterne
    Liebe Stefanie, Ich bin gerade aufgewacht, lese deinen wunderbaren Newsletter und habe mir für den Samstag sofort Müßiggang und Mandelkuchen verordnet. ❤️ Juhu, das wird ein toller Tag. Vielen Dank für deine inspirierenden Texte und wunderbaren Rezepte. liebe Grüsse, Andrea

  11. Gaby schreibt:

    Liebe Stefanie, mir geht es auch so . Ich verfolge deinen Blog seit Jahren . Das Rezept kommt gerade richtig . Wir sind bei unserem Sohn und Familie in Sevilla. Ich backe den Kuchen heute zu seinem Geburtstag . Deine Texte sind immer sehr lesenswert und inhaltvoll, danke dafür
    Liebe Grüße Grüße aus Sevilla von
    Gaby

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