Es ist Freitag und es ist Valentinstag – da kann es hier auf Wellcuisine doch nur um die Liebe gehen, oder? Ganz in der Tradition der letzten Jahre (lies meine vergangenen Valentins-Beiträge hier, hier und hier) mache ich mir mal wieder Gedanken über dieses schönste aller Gefühle.
Um der wahren Liebe auf den Grund zu gehen, finde ich es hilfreich zu wissen, was Liebe nicht ist. In meinen Augen nämlich so ziemlich alles, was uns über sie beigebracht wurde. In Büchern, Filmen und Magazinen wird Liebe meist als Tauschhandel dargestellt. Die beiden Partner versprechen, sich gegenseitig glücklich zu machen und besiegeln damit einen stillen Deal (nicht umsonst wird im Englischen von „deal breakers“ in Beziehungen gesprochen). In der ersten Verliebtheitsphase ist der Deal noch einfach einzuhalten, wird aber zunehmend schwerer, irgendwann vielleicht zur Last. Denn ständig für die Gefühle des Partners zuständig zu sein oder darauf zu warten, dass der andere einen glücklich macht, ist anstrengend und tränenreich. Viele Beziehungen scheitern daran, dass – bildlich gesprochen – beide mit verschränkten Armen nebeneinander auf dem Sofa sitzen und unglücklich darüber sind, dass der andere ihnen nicht gibt, was sie brauchen.
Seien wir ehrlich: wer kann sich schon ganz freimachen von diesem Verhalten? Ich habe zum Beispiel schon oft genug enttäuscht reagiert, wenn mein Partner schlechte Laune hatte und mich nicht so behandelte, wie ich es mir wünschte. Oder war traurig oder wütend, wenn ich vom anderen nicht das bekam, was mir meiner Meinung nach zustand. Es ist einfach und naheliegend, so zu reagieren und gesellschaftlich sogar anerkannt. Schließlich macht der andere ja seinen Job nicht richtig, sonst wären wir doch glücklich, oder nicht?
Welche Form der Liebe steht der, die an so viele Bedingungen geknüpft ist, entgegen? Die bedingungslose Liebe. Sie ist mit Sicherheit die weisere der beiden, macht viel mehr Mühe, verlangt, dass wir über unseren Schatten springen, ist manchmal echt nicht machbar – aber immer dann, wenn sie uns gelingt, ist sie wie eine frische Brise für unsere Beziehungen.
Aber wer ist sie, diese bedingungslose Liebe? Sie ist, was sie ist. Ihr ist es egal, was der andere tut oder sagt, sie liebt ihn trotzdem. Vielleicht hört sie ab und zu extra weg oder geht auch einfach mal aus dem Zimmer (aber ohne Türenknallen), um sich einen beruhigenden Tee zu brühen anstatt eine genervte Antwort zu geben. Sie reagiert weniger und agiert mehr. Sie lässt den anderen frei, weil sie weiß, dass es nicht sein Job ist, sie glücklich zu machen. Sie weiß, dass sie für die Erfüllung ihrer Bedürfnisse selbst verantwortlich ist. Sie entscheidet sich, den anderen in seinem besten Licht zu sehen. Sie kann den Partner genießen, weil er ein Luxus für sie ist. Sie hat gern Spaß und sieht das Leben nicht so bierernst. Sie schaut ins Licht und nicht in die Dunkelheit. Man muss sich einfach in sie verlieben. Denn sie ist wahr und schön. Und sie tut so gut. Lassen wir sie herein, wenigstens ein bisschen, und jeden Tag ein bisschen mehr. Ahhhh.
Wahre Liebe geht (auch) durch den Magen. Und am Valentinstag kann sie, genauso wie an jedem anderen Tag, mit einer selbst gebackenen Süßigkeit gefeiert werden. Wahre Liebe schmeckt süß, aber manchmal mischen wir ihr noch etwas Bitteres und Saures hinzu, denn wir sind ja schließlich nicht perfekt. Deshalb vereint mein Liebesgebäck der Woche all diese Geschmacksrichtungen zu einem kulinarischen Gaumenschmaus, der, wie die Liebe selbst, einfach glücklich macht. Also: Teig angerührt, Ofen angemacht, gebacken, fertige Zitronen-Mohn-Madeleines warm auf einen Teller gepackt, Tee gekocht, „Funny Valentine“ von Chet Baker angeschaltet und leise mitgesummt: „you make me smile with my heart“ …
Und nun interessiert mich wie immer Deine Meinung: was denkst Du über die bedingungslose Liebe? Wann gelingt sie Dir? Und wann nicht? Und hast Du einen Tipp, wie sie gelingen kann? Ich freue mich auf Deinen Kommentar unter diesem Beitrag!
Zitronen-Mohn-Madeleines
Zutaten
Für den Teig:
- 100 g Dinkelmehl, Type 1050 alternativ: meine glutenfreie Mehlmischung: zur glutenfreien Version 1 Ei hinzufügen
- 50 g gemahlene Mandeln
- 2 EL Mohn
- 2 TL Weinstein-Backpulver
- 1/3 TL Salz
- 80 g natives Kokosöl geschmolzen (plus etwas mehr für die Form)
- 150 g Apfelmus ungesüßt
- 60 ml Ahornsirup Grad A oder B
- 1 TL Bio-Zitronenöl wird in kleinen Röhrchen in der Backabteilung im Bioladen verkauft
- 1 EL frisch gepresster Zitronensaft
- abgeriebene Schale von 1 unbehandelten Zitrone
Für den Guss:
- 3 EL frisch gepresster Zitronensaft
- 1 EL Ahornsirup Grad A oder B
So geht's
- Den Backofen auf 180 °C Ober- und Unterhitze vorheizen.
- Alle Zutaten für den Teig in einer Schüssel glatt vermischen.
- Eine Madeleine-Backform mit Kokosöl ausreiben (außer es handelt sich um eine Silikonform, dann nur kurz mit Wasser ausspülen). Die Madeleine-Mulden vollstängig mit Teig befüllen. Etwa 15 Minuten backen (die Backzeit kann je nach Größe der Mulden etwas variieren).
- Wenn die Madeleines auf der Oberfläche leicht gebräunt sind, aus dem Ofen nehmen. Die Oberfläche sofort mit der Glasur einpinseln.
- Die Madeleines etwa 15 Minuten in der Form abkühlen lassen, dann vorsichtig aus den Mulden lösen und auf einem Kuchengitter vollständig abkühlen lassen.
Welch wunderschöne Gedanken, genau so sollte es sein! Wenn wir nicht nur andere Menschen, sondern auch uns selbst bedingungslos lieben, dann bedeutet dies Freiheit, Glück und Zufriedenheit. Alles Liebe und Freude im Herzen wünscht euch Kristina
Liebe Kristina,
ja, da hast Du recht, die Liebe zu uns selbst ist meiner Meinung nach die Grundlage dafür, dass wir auch mit anderen entspannt umgehen können und sie auch dann lieben können, wenn sie sich nicht so verhalten, wie wir es von ihnen erwarten.
Liebe Grüße!
Stefanie
Was für ein herrlicher Tag: Heute kam „Süss & Happy“ in meinem Buchladen an, außerdem mein erster Wellcuisine-Newsletter, und nachher zum Kaffee gibt’s für meinen Schatz und mich die Blaubeermuffins (die sind der Hammer!). Eine Madeleine-Form ist nun auch endlich unterwegs zu mir.
Stefanie, du hast mit deinen Worten so recht, wir sollten wirklich aufhören, die Schuld immer beim anderen zu suchen, das macht vieles leichter. Und außerdem sind es immer die klitzekleinen und flüchtigen Momente, die das Herz vor Freude überquellen lassen. Ein liebes Wort, ein Zwinkern, ein Blick. Die sind fürs Herz, für einen selbst, und sie sind echt. Manchmal braucht man ein Weilchen, um das zu verstehen. Ich mag deinen Blog und deine Rezepte unglaublich gern, danke dafür und einen glücklichen Valentinstag!
Liebe Grüße,
Katja
Liebe Katja,
1000 Dank für Deinen Kommentar! Man kann darin richtig spüren, was für einen schönen Tag Du hattest! Beziehungsweise dass Du das, was Du über die Freude schreibst, auch selber lebst: die kleinen Momente zu genießen, die einen glücklich machen. Darauf eine Madeleine!
Viele liebe Grüße
Stefanie
Stefanie, liebe, das ist ein toller Text, ich hatte Rührungstränen in den Augen. Stimmt alles und es wirklich lebensnotwendig, sich immer wieder an der eigenen Nase zu fassen und sich daran zu erinnern, sich selbst zu lieben und für diese Liebe Verantwortung zu übernehmen. Genau, und nicht alles so bierernst zu nehmen…
Hach, was ein feines Rezept. Das werde ich sofort heute Nachmittag ausprobieren. Du machst mich mit Madeleines immer so glücklich, denn dann kann ich meine Madeleines Form rausholen, die wir in einem traumhaften Bioladen in Manosque gekauft haben, seufz…
auf die Liebe
deine Barbara
Ej, die sind ja schon fast alle verputzt…. Ich muss Zitronenöl nachkaufen, hab nur noch ein Röhrchen im Haus. Die Madeleines Form hab ich noch gar nicht wieder zurückgepackt, weil ich gleich wieder welche backen werde…. SOOOOOOOOOOOOO KÖSTLICH!!!!! Ich habe früher, als ich noch mit vegetarisch und mit Rohrohrzucker gebacken habe, leidenschaftlich einen Zitronen-Mohn.Kuchen von Jamie Oliver gebacken, Ich muss zugeben, dass ich den schon ein bisschen vermisst habe… Bis gestern…. Tausend Dank, du weißt gar nicht, was du mir für eine riesige Freude gemacht hast. Und Madeleines gehen ja immer, nicht nur an Valentinstag.
Herzlichst, deine Barbara
Liebe Barbara,
ach schön, was Du schreibst über den Zitronen-Mohn-Kuchen, den Du früher so gerne gebacken hast! Ich habe auch so eine gute Erinnerung an (konventionell gebackene) Muffins, die ich früher so gerne in einem Café in Berlin, das es schon lange nicht mehr gibt, gegessen habe.
Einen lieben Gruß!
Stefanie
Mhh… was sehen diese Madelaines lecker aus, macht große Lust sie baldigst mal zu testen…schade, dass mein Liebster jetzt erst mal wieder vier Tage weg ist…und zu bedingungslose Liebe: das ist für mich kein Gefühl sondern ein Zustand in dem ich manchmal bin und manchmal nicht, manchmal fließt die Liebe und Dankbarkeit über das Geschenk, diesen Partner an meiner Seite zu wissen und wenn ich nur ein bissl still werde oder mit Ihm gemeinsam „sitze“, dann muss ich nicht lange suchen um mich gesegnet zu fühlen mit diesem Mann und manchmal gibt es auch diese „routinierte Zweisamkeit“ wo man mehr unbewusst immer davon ausgeht, den Andern in und auswendig zu kennen, wo sonderbare Rollenverteilungen sich eingeschlichen haben, und man alles für selbstverständlich hält… Doch auch wenn es auch immer mal wieder diese Alltagsmomente gibt, wo keine spektakulären „Gefühle“ gegenwärtig sind, so bin ich doch allein schon dafür dankbar, dass ich wohl in den bald 24 Jahren unseres Zusammenseins, so ziemlich jeden Tag mal irgendwann, mal mehr mal weniger intensiv, eben Dankbarkeit und Freude fühlen kann, für diesen Menschen in meinem Leben. Diese Dankbarkeit, die auch das Motto unserer Trauung vor über 10 Jahren war, ist für mich der Schlüssel immer wieder Zugang zur Bedingungslosikeit zu finden.
Liebe Tatjana,
vielen Dank für diesen schönen Kommentar und Deine Gedanken zur Liebe. Ich kann das sehr gut nachempfinden, was Du schreibst, dass die bedingungslose Liebe an manchen Tagen einfach gelingt und an anderen eben auch mal nicht. Mir gelingt sie eigentlich immer dann am besten, wenn ich wirklich bei mir bin und so auch den nötigen Freiraum im Kopf habe und gleichzeitig den anderen bewusster wahrnehme. Wenn der Alltag gerade stressig ist, gelingt das nicht immer. Wie schön, dass Du und Dein Mann schon so lange zusammen seid! Das ist wirklich etwas besonderes.
Einen lieben Gruß
Stefanie
Hallo Stefanie,
ja es ist nicht immer leicht mit der bedingungslosen Liebe. Und ja, manchmal wäre es auch vermeintlich einfacher nicht selber verantwortlich zu sein. Aber wenn ich die Verantwortung für mich und mein Glück übernehme, dann macht das unsere Liebe frei und unbeschwert, zumindest meistens : ) Ich bin dankbar für die Zeit, die ich mit meinem Mann verbringen darf, auch wenn das leider im Alltag manchmal untergeht. Um uns daran zu erinnern habe ich heute diese leckeren Madeleines gebacken. Sie sind in der glutenfreien Variante sehr gut geworden, danke für das tolle Rezept.
Herzliche Grüße, Sabine
Liebe Sabine,
wie schön, was Du schreibst! Schön, dass Du Eure Liebe mit den Madeleines gefeiert hast. Ich feiere die Liebe zu meinem Mann auch immer in der glutenfreien Version ;–).
Viele liebe Grüße
Stefanie
Liebe Stefanie,
ich habe schon diverse Süssigkeiten aus deinem wunderschönen Kochbuch gesund und schön nachgebacken . Die Hanf Datteln Kugeln sind eine wahre Köstlichkeit. Gestern habe ich mich an die Zitronen Mohn Schnittchen rangemacht. Sie sind auch schon im Tiefkühler.
Eine Frage dazu : Wie lange halten die sich gefroren dort ca.?
Heute verschenke ich dein Buch an meine Nichte . Sie hat gerade die gesunde Küche für sich neu entdeckt, da dachte ich mir, darf Dein Buch nicht fehlen. Nice Sunday!
Liebe Mariam,
ach, das freut mich, dass Dir meine süßen Rezepte gut gefallen! Zu Deiner Frage: die Zitronen-Mohn-Schnitten halten sich lange im Tiefkühler. Ich habe sie schon an die 3 Monate aufbewahrt, wenn sie gut verschlossen waren.
Liebe Grüße und Dir auch einen schönen Sonntag!
Stefanie