Wintersalat mit Kürbis und Granatapfelkernen

Das pralle Leben

Wie geht es Dir heute? Gut? Nicht so gut? Ganz okay? Ich höre oft die Antwort „ganz okay“ (manchmal auch von mir selbst) und denke dann: das reicht aber nicht. „Ganz okay“ ist ein echter Fortschritt, wenn Du vorher depressiv warst … aber sonst? Mein Yogalehrer Yogi Bhajan hat immer gesagt: „Glücklich sein ist Dein Geburtsrecht“. Und zwischen „ganz okay“ und „glücklich sein“ ist tatsächlich noch viel Luft.

Ich glaube, dass die meisten von uns eine Tendenz haben, zu vorsichtig zu leben. Statt das Leben in all seiner Fülle zu umarmen, würden wir uns am liebsten nur die kleinen Rosinen aus dem Lebenskuchen picken. Alles bittere und unangenehme vermeiden wir lieber. Wir haben Angst vorm Schmerz, vor der Unsicherheit, Einsamkeit, Trauer. Deshalb versuchen wir diese Gefühle zu vermeiden, zu kompensieren oder vor ihnen wegzulaufen. Dummerweise hat aber jedes unangenehme Gefühl ein Geschenk im Gepäck, das wir nur dann entdecken, wenn wir innehalten und uns darauf einlassen.

Wenn ich mich schlecht fühle, frage ich mich, welche Sehnsucht oder welches meiner Bedürfnisse gerade unbefriedigt ist. Denn genau das sind unsere Gefühle: sie sind unser eingebautes Navigationssystem, das uns sagt, ob wir noch auf unserem Weg (in Richtung unserer Träume) sind, oder ob wir bereits auf Abwege geraten sind. Wie die freundliche Frauenstimme unseres GPS bietet auch unser inneres Navigationssystem immer neue Routen an, die wir nehmen können, um zurück auf unseren Pfad zu kommen.

Oft genug versuchen wir, unsere unangenehmen Gefühle zu betäuben: mit Essen und Trinken, mit Medikamenten, mit Drogen, mit Arbeit etc. Das ist meiner Meinung nach der wahre Grund für alle Arten von Süchten. Mediziner sagen oft, dass die Gene von Mama und Papa über unser Suchtverhalten bestimmen. Ich glaube aber eher, dass die Art und Weise, wie Mama und Papa mit Problemen umgegangen sind, entscheidender dafür ist, ob wir zu Suchtverhalten neigen oder nicht. Ob wir gelernt haben, dass negative Gefühle kommen und gehen und dass sie uns immer (immer!) eine entscheidende Lektion anbieten, die unser Leben letztlich besser macht. Oder ob wir uns Ohren und Augen zuhalten sobald ein Problem auftaucht und alles versuchen, um es nicht wahrzunehmen. Auf diese Weise können unsere Gefühle zu einem schleichenden, aber tödlichen Gift werden. Sie vergiften uns auf Dauer von innen und wir merken es noch nicht einmal. Nur unsere Strahlkraft nimmt ab, wir machen Kompromisse, senken unsere Erwartungen und finden uns damit ab, dass das Leben nicht besonders viel zu bieten hat.

Wir müssen nicht nur unser Essen verdauen, wie müssen auch unsere Gefühle verdauen. Die guten genauso wie die schlechten. Dazu gehört, dass wir uns Zeit nehmen, aufmerksam bleiben und zwischendurch tief durchatmen, wenn es weh tut. Unvollständig verdaute Nahrung führt zu allerlei Krankheiten und kann Allergien auslösen. Unverdaute Gefühle blockieren unsere Energie. Es ist deshalb kein Wunder, dass Allergien und Erkrankungen des Verdauungssystems ebenso zunehmen wie Depressionen.

Es gelingt mir nicht immer, aber es ist mein ständiges Ziel: ein volles Leben zu leben. Das Leben in seiner Fülle zu umarmen, auch wenn es mal weh tut. Weil ich weiß, dass nach jedem Tief ein noch höheres Hoch kommt. Weil ich keine Lust darauf habe, mein Leben in der Mitte einzupendeln und die Ausschläge nach oben und unten zu nivellieren. Lieber will ich den Mut aufbringen und das Leben umarmen, mich ihm öffnen. Das Leben feiern, so gut es in diesem Moment eben geht.

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Und wie können wir das Leben besser feiern als mit einem guten Essen? Einem Essen, dass uns Energie gibt, das uns schmeckt, das schön aussieht und das wir mit anderen teilen. Wir sollten unser Essen genießen. Es gibt kein schlechtes und gutes Essen. Es gibt nur Essen, das mir guttut und anderes, das mir nicht guttut. Darauf sollten wir uns konzentrieren und zu genussvollen, sinnlichen Essern werden, die sich dem Moment hingeben wie die Liebende ihrem Geliebten.

Mein Wintersalat, den ich Dir heute ans Herz legen will, ist farbenprächtig, selbstherrlich, unverschämt lecker und tut richtig gut. Er zeigt, wie schamlos die Natur mit ihrer Fülle und ihrer Saftigkeit umgeht. Wenn Du wissen willst, wie pralles Leben aussieht, dann sieh Dir einfach einen Granatapfel oder einen Kürbis an. Die Natur wusste schon immer, wie man richtig lebt. Und mit einem Salat wie diesem können wir es finden und genießen: das volle, pralle Leben. Cheers!

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Wintersalat mit Kürbis und Granatapfelkernen

Portionen 2 Personen
Zubereitungszeit 30 Minuten
Backzeit 20 Minuten
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Zutaten

Für den Salat:

  • 600 g Hokkaido-Kürbis
  • 20 g natives Kokosöl geschmolzen
  • 1 EL Ahornsirup
  • 1/2 TL Salz
  • 1 Granatapfel
  • 2 Bund Ruccola gewaschen und trocken geschleudert
  • 200 g vorgekochte Rote Bete gewürfelt
  • 50 g Walnüsse in grobe Stücke gebrochen

Für das Dressing:

  • Schale von 1/2 Bio-Orange
  • Saft von 1 Bio-Orange
  • 2 EL Olivenöl
  • 2 EL Apfelessig
  • 1/2 TL Salz
  • 3/4 TL Zimt
  • Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

So geht's

  • Den Backofen auf 180 °C vorheizen.
  • Den Hokkaidokürbis in dünne Spalten schneiden und in einer Schüssel mit geschmolzenem Kokosöl, Ahornsirup und Salz vermischen. Auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech verteilen und ca. 15 Minuten backen. Dann weitere 5 Minuten bei Oberhitze und Umluft backen.
  • Den Granatapfel teilen. Die Schnittfläche über eine große Schüssel halten und die Kerne mithilfe eines Kochlöffels herausschlagen. Die Kerne beiseite stellen.
  • Alle Zutaten für das Dressing vermischen.
  • Den Ruccola und die Rote Bete in eine Schüssel oder auf eine Platte geben und mit dem Dressing vermischen. Die fertig gebackenen Kürbisspalten darauf anrichten und mit Granatapfelkernen und Walnüssen bestreut servieren.
Wellcuisine Stefanie Reeb

 

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  1. I am great & grateful today…danke darling! What a great theme & a beautiful color-full salad that definitely looks like happy food!
    hugsxoxo

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Hello sweetie, so good hearing from you! I was thinking of you this morning and asking myself how you are. Now I know ;–) Much love!

  2. Gunhild schreibt:

    Liebe Stefanie,

    du hast eine begnadete Art, die Menschen wieder an das Eigentliche ihres Lebens zu erinnern.
    Als Fan und Vermittlerin der Gewaltfreien Kommunikation sprichst du mir total aus dem Herzen: Wir werden von unseren Bedürfnissen gesteuert. Wir fühlen uns gut, wenn sie erfüllt sind und entsprechend nicht gut, wenn sie unerfüllt sind. Hinter jedem Ärger steckt ein unerfülltes Bedürfnis! Wenn wir danach schauen, und nicht danach, was ein anderer gerade wieder getan/gesagt hat, das uns nicht in den Kram passt.

    Das Leben umarmen bedeutet vor allem erst mal eines: sich selbst zu umarmen, d.h. sich selbst anzunehmen, besser zu lieben. Denn mit uns – wie wir mit uns umgehen, wie wir denken, interpretieren, wie wir uns fühlen – steht und fällt das Leben.

    Diese Haltung ist nicht ganz so einfach, weil wir seit sehr langer Zeit mit der sogenannten „Herrschaftssprache“ erzogen wurden. Darin geht es um Schuld, ums Recht haben, um richtig/falsch etc. In dieser „Sprache“ beurteilen wir Menschen, machen ihnen Vorwürfe, drohen, bestrafen, diagnostizieren und analysieren sie.
    In der Gewaltfreien Kommunikation gibt es andere Parameter: Z.B. sind wir für unsere Gefühle selbst verantwortlich! Denn wir fühlen uns entsprechend wie/was wir Denken und wie wir etwas beurteilen/interpretieren. Einfühlung (Empathie) in uns selbst ist sehr wirksam, wenn wir uns als wertvoll betrachten wollen, was wir sollten.
    Und wenn wir uns mit Menschen verbinden wollen, ist auch Einfühlung/Empathie in unser Gegenüber angesagt. Das erweist sich als ungeheure Hilfe bei Missverständnissen, Streit etc. Das kann Klarheit und Frieden schaffen.

    … und danach z.B. deinen Wintersalat!

    Herzlich, Gunhild

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Gunhild, vielen Dank für Deinen Kommentar! Ich habe mich vor einigen Jahren auch intensiv mit der Gewaltfreien Kommunikation beschäftigt und sie hat einen bleibenden Eindruck auf mich gemacht. Das selbe Prinzip findet sich auch im Yoga: die innere Mitte finden, auch wenn der Wind mir mal ordentlich um die Ohren bläst und hinhören, was ich jetzt gerade brauche … Alles Liebe! Stefanie

  3. Matze schreibt:

    Großartige sinnliche Fotografie!

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Lieber Matthias, vielen Dank! (auch im Namen von Thommi ;–)

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