Rote Bete Suppe mit Meerretich

Und warum kleine Schwächen das Salz in der Suppe sind

Morgens nach dem Yoga schaue ich gerne ein paar Minuten bei meinen Freunden vorbei. Bei Anna in München, Tessa in Australien, Peter in Kalifornien oder Lauren in London. Wir plaudern darüber, was wir gestern gegessen haben (supergesund, superschön angerichtet), wo wir gerade unseren Urlaub verbracht haben (karibische Insel, New York, Tokio) und mit wem wir dabei so rumhängen (knackig, hübsch, gebräunt). Dabei könnte man meinen, dass unser Leben und überhaupt die ganze Welt immer bunt, fröhlich und absolut in Ordnung wäre. Kein Wunder, dass wir manchmal ein wenig deprimiert sind nach unseren Treffen. Das Leben der anderen sieht einfach so unverschämt gut aus. Bunter irgendwie und sorgenfrei. Dann schalten wir Instagram/Facebook wieder aus und machen weiter mit unserem Alltag, der jetzt im Vergleich ein bisschen blass um die Nase wirkt. In den sozialen Medien zeigen wir uns offensichtlich nur von unserer Schokoladenseite. Ist ja auch okay, aber eben nur die halbe Wahrheit. Zwischen den Aufnahmen am Strand, im Szenerestaurant und in der Designerküche findet der Rest des wahren Lebens statt: Abendessen vor dem Fernseher, Überstunden am Rechner, blasser Teint wegen Schlafmangel, rotznasige Kinder.

In einem Magazin gab es mal eine Rubrik mit Kontaktanzeigen, in denen die Suchenden nur über ihre Schwächen schrieben. Denn hey, das Prinzip ist klar: kann ich mit den Schwächen meines Partners umgehen, werden seine guten Seiten wohl auch kein Trennungsgrund sein. Die Kontaktanzeigen klangen dann so (und nein, die genannten Schwächen sind frei erfunden und haben rein gar nichts mit der Verfasserin dieses Beitrags zu tun): Weiblich, 39 Jahre alt, 176 cm groß, schnell zu begeisterndes Arbeitstier, das sich oft zu viel vornimmt. Sammlerin von Schraubgläsern (man kann nie genug Schraubgläser zum Verstauen von Küchenresten haben) von denen aber meist die Deckel fehlen. Überhaupt Deckel: Vorsicht im Haushalt dieser Person: die Deckel von Marmeladengläsern und Olivenölflaschen liegen oft nur locker auf. Bildet gerne Häufchen im ganzen Haus – aus alten Magazinen und Büchern, aus getragenen Kleidern, die auf dem Stuhl „lüften“ oder aus Handtaschen, die auf ihren nächsten Einsatz warten. Ist etwas schlampig, nennt das aber „entspannt“. Sammelt gerne, schmeißt aber nicht gern weg. Blendet unangenehme Dinge lieber aus oder schreibt sie auf eine To do Liste, die sie eh nicht vorhat abzuarbeiten. Kennt alle Actionfilme mit Bruce Willis und Jason Statham (äh, ist das eine Schwäche?). Liest gerne romantische Liebesschnulzen, aber nur auf Englisch. Isst sehr sehr langsam und sollte bei Zeitknappheit keinesfalls ins Restaurant ausgeführt werden. Bügelt nie und kauft deshalb nur Kleidung ein, die knitterfrei ist. Kann gut mit Provisorien leben und verwendet als Backbuchautorin eine leere Weinflasche als Wellholz für Kekse. Hält sich trotz aller Schwächen für eine echt gute Partie (habe ich erwähnt, dass sie eine unverbesserliche Optimistin ist?). Bei Interesse melden unter Chiffre 15041877.

Jetzt bin ich aber mal gespannt: was sind Deine kleinen Schwächen und Makel? Bestimmt kannst auch Du ein paar aus dem Ärmel schütteln, die Dich zu dem machen, was Du bist: einer Person mit Ecken und Kanten, die ganz unvergleichlich DU bist. Hinterlasse einen Kommentar unter diesem Beitrag! Und falls Du perfekt bist, ist das auch kein Problem. Nur eben ein bisschen langweilig.

Auch mein Rezept der Woche hat eine klitzekleine Schwäche, die das Leben aber ein bisschen leichter macht: für diese leckere Rote Bete-Suppe verwende ich vorgekochte Rote Bete aus dem Vakuumpack, mit der die Suppe einfach 30 Minuten schneller zubereitet ist. Solche kleinen Abkürzungen finde ich hilfreich im Alltag, in dem ich ja sonst schon genug zu tun habe – zum Beispiel mit Schraubgläser sammeln und Blusen nicht bügeln. Wenn Du weißt, was ich meine ;–)

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Rote Bete Suppe mit Meerretichcreme

Portionen 4 Personen
Zubereitungszeit 45 Minuten
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Zutaten

Für die Suppe:

  • 2 El Olivenöl
  • 1 mittelgroße Zwiebel geschält und gewürfelt
  • 1 mittelgroße Kartoffel geschält und gewürfelt
  • 800 ml heiße Gemüsebrühe
  • 500 g vorgekochte Rote Bete aus dem Vakuumpack
  • 200 g Hafersahne alternativ: Sojasahne oder normale Sahne
  • 6 TL Tafelmeerrettich aus dem Glas
  • Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • 2 El Balsamico-Essig
  • 2 EL gehackte Petersilie

Für die Croutons:

  • 2 EL Olivenöl
  • 2 Scheiben Roggenvollkornbrot klein gewürfelt

So geht's

  • Olivenöl in einem großen Topf erhitzen und Zwiebel und Kartoffel 2 Minuten darin anbraten. Mit Gemüsebrühe ablöschen und bei mittlerer Hitze 20 Minuten köcheln lassen.
  • Rote Bete klein würfeln, in die Suppe geben und 5 Minuten kochen lassen. Hafersahne und Tafelmeerrettich vermischen und die Hälfte davon in die Suppe rühren. Die andere Hälfte beiseitestellen.
  • Die Suppe im Standmixer oder mit dem Pürierstab fein pürieren. Mit Salz, frisch gemahlenem schwarzer Pfeffer und Balsamico-Essig abschmecken.
  • Für die Croutons Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und das gewürfelte Roggenvollkornbrot von allen Seiten anbraten, bis es kross ist.
  • Die Suppe in tiefe Teller füllen. Die restliche Hafer-Meerrettich-Mischung mit einem Löffel kreisförmig auf der Suppe verteilen und mit den Roggen-Croutons und der gehackten Petersilie anrichten.
Wellcuisine Stefanie Reeb

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  1. britta schreibt:

    Was für ein toller Beitrag! Es stimmt, man bemüht sich immer, die Sonnenseite zu zeigen. Sobald man jedoch politisch aktiv ist, verändern sich die Beiträge deutlich!
    Ich habe Bekannte in der Türkei, die ihre Accounts zeitweise deaktivieren (müssen), weil ihre politische Meinung nicht mit der vorherrschenden übereinstimmt. Wenn man das mitbekommen, zerreißt es einen und die Posts über Belangloses der anderen werden unwichtig.

    Und was die Ecken und Kanten angeht: Ich lebe seit langem –bis auf ein kleines Intermezzo– allein und habe nun in den letzten Jahren die Liebe dafür entwickelt, soweit wie möglich alles im Haushalt im 90-Grad-Winkel anzuordnen. Abstrus!
    Und als ich mich vor einigen Monaten dabei ertappte, war ich etwas schockiert, jetzt l-i-e-b-e ich meine Marotte!
    Es hat etwas Meditatives und ich freue mich für jeden, der das NICHT ertragen muss :-))

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Britta,

      dass die politische Meinungsfreiheit in der Türkei mittlerweile so sehr eingeschränkt ist, ist wirklich bestürzend und macht traurig. Daneben wird alles andere erst mal unwichtig.

      Und danke fürs Teilen Deiner Marotte! Klingt sehr Zen und damit wirklich meditativ! ;–)

      Ganz liebe Grüße an Dich!
      Stefanie

  2. Liebe Stefanie,

    also ich würde mit dieser Frau sofort ein Stück Kuchen essen gehen 🙂
    Ich habe deinen Artikel schon letzte Woche gelesen und wollte auch gerne etwas dazu schreiben, aber das ist eben meine Schwäche: ich stelle das Schöne hinten an, weil ich denke ich mache es erst, wenn ich DAS ANDERE erledigt habe. Nur ist DAS ANDERE, also berufliche und andere Pflichten, einfach unerschöpflich. Und so kommt es manchmal, dass es mich spätabends dann noch packt, ich bis mitten in die Nacht lese, Musik höre, mich verquatsche – um dann am nächsten Tag spät dran zu sein. Mittlerweile nehme ich mir das aber nicht mehr übel, sondern versuche am Tag auch schon mehrere schöne Sachen zu machen. Wie zum Beispiel einfach mal einen Kuchen zu backen, obwohl Mittwoch ist und nicht Sonntag 🙂
    Als Rote-Bete-Fan freue ich mich schon dieses Rezept auszuprobieren!

    Herzliche Grüße,
    Maria

    PS Ich habe nun auch dein Weihnachtsbackbuch und es schon mehrmals durchgeblättert, da es einfach so schön anzuschauen ist! Kann es kaum erwarten anzufangen (es ist noch ein klein bisschen zu früh, aber bald ist es so weit, juhuu!).

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Maria,

      das hast Du schön geschrieben. Und ja, das ist ein guter Weg, im Alltag immer mehr Platz zu machen für die schönen Dinge. Bei mir ist es auch so, dass ich manchmal vor lauter Arbeit denke, ich könnte es mir zeitlich gar nicht leisten, etwas schönes und „nicht so sinnvolles“ zu tun. Aber letztlich macht das Leben vor allem dann richtig Spaß, wenn wir uns die Zeit für die kleinen, netten Dinge nehmen. Und einfach mal Mittwochs einen Kuchen backen – weil es Spaß macht.

      Einen ganz lieben Gruß!
      Stefanie

  3. Was für ein toller Beitrag! Perfekt erfasst und genau den Punkt getroffen. Super refreshing, ich bin total inspiriert.
    Kochen hilft total gerade von diesem und von dem digitalen abzuschalten!
    Deshalb habe ich such ein kleines “Retreat” gegründet um zu hosten, tolle Begegnungen zu machen und zu kochen (hauptsächlich Frühstück). Vielleicht mal bis bald!
    Tolles Rezept, ich werde es bald mal ausprobieren. LG aus Encinitas, Ca:-)✨🌞

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