Auf Mallorca leben viele Schweden. Deshalb verbinde ich einige typisch schwedische Gebräuche eng mit Mallorca, obwohl sie natürlich streng genommen nichts mit den Traditionen der Insel zu tun haben. So zum Beispiel die gemütliche „Fika“, bei der man sich Nachmittags mit einem süßen Teilchen und einem Kaffee zum Schwatzen trifft. Oder das schwedische Lucia-Fest, an dem weiß-gewandete, blonde Mädchen mit brennenden Kerzen auf dem Kopf singend durch die Kathedrale von Palma prozessieren, um die Heilige Sofia zu feiern.
Ich war schon immer ein großer Fan von Orten, an denen sich die Nationalitäten mischen. Ich finde es einfach bereichernd, von Menschen unterschiedlicher Kulturen umgeben zu sein, die sich bewusst einen neuen Ort zum Lebensmittelpunkt auserkoren haben, an den sie sich halb anpassen und halb ihre eigene Kultur integrieren. Genau dieses Phänomen macht doch den Reiz der Großstädte dieser Welt aus. Und spätestens seit der Digitalisierung kann man das selbe Phänomen auch in den kleinen Dörfern und auf dem Land besonders schöner Orte beobachten, wo sich eine bunte Mischung unterschiedlichster Kulturen niederlässt, um ihr eigenes Business zu gründen oder vom Computer aus zu arbeiten. So ist unser Freundeskreis hier auf dem ländlichen Mallorca auch sehr vielfältig und reicht von Menschen aus Israel, Thailand, Peru und Indien über Holland, Österreich, Frankreich, Belgien und Großbritannien bis hin zu Schweden und weit darüber hinaus. Ein paar Mallorquiner sind natürlich auch dabei. Einer von ihnen fragte mich kürzlich: was macht einen typischen Mallorquiner aus? Als ich ahnungslos mit den Schultern zuckte, meinte er: „Er kommt von irgendwo in der Welt und hat hier seine Wurzeln geschlagen“. Auch wenn das bestimmt nicht alle Mallorquiner so sehen, empfand ich dieses Bild doch als sehr schön. Denn als ich vor über 20 Jahren erstmals und gegen meinen Willen nach Mallorca kam, eroberte mich die Insel im Sturm. Und das lag mitunter an den Menschen, die hierher gezogen waren, um etwas Schönes zu erschaffen.
Damals hatte meine Mutter mich überredet, mit ihr auf die Insel zu reisen. Da ich die typischen Ballermann-Bilder im Kopf hatte, war ich nicht sonderlich begeistert von der Idee, sagte ihr zuliebe aber zu. Damals reisten wir 10 Tage von Ort zu Ort und übernachteten in verschiedenen Fincas und kleinen Hotels. Von Tag zu Tag verliebte ich mich mehr in die Insel und ihre so unterschiedlichen Bewohner. Besonders mochte ich deren Sinn für Qualität und Schönheit, der sich in den kleinen Hotels, Restaurants, Cafés und Läden widerspiegelte. Meine Mutter und ich sprachen an einem unserer ersten Abende auf der Insel darüber, wie wundervoll es ist, wenn Menschen unterschiedlichster Länder an einem Ort wie Mallorca zusammen kommen, um ihren Traum zu verwirklichen und dabei so viel Schönes und Liebenswertes erschaffen.
20 Jahre später, und ich sitze mit holländischen Freunden am Tisch, die gerade ein Kochbuch verfassen, in dem unterschiedliche Köche der Insel Rezepte beisteuern. Ich hatte ein paar essbare Vorschläge mitgebracht, unter anderem diese Kardamom-Zimt-Schnecken. Nach einem ersten Bissen in das schwedische Gebäck meinte eine der Freundinnen ganz erfreut: „Oh ja, dieses Rezept nehmen wir! Das ist typisch für Mallorca!“ In diesem Moment dachte ich, was für ein Glück es doch ist, bei der Entstehung von Traditionen hautnah dabei zu sein.
Und nun meine Frage an Dich: Wie stehst Du zu neuen Traditionen und Orten, wo sich die Kulturen mischen? Hast Du dazu eine schöne Geschichte parat? Dann freue ich mich, von Dir zu lesen, in den Kommentaren unter diesem Beitrag.
Kardamom-Zimt-Schnecken
Zutaten
Für den Hefeteig:
- 100 ml Mandelmilch ungesüßt
- 2 EL Ahornsirup Grad A oder C
- 21 g frische Hefe
- 350 g Dinkelmehl Type 1050
- 2/3 TL Salz
- 50 g Kokosöl geschmolzen
- 120 g Apfelmus ungesüßt
Für die Füllung:
- 200 g Medjool-Datteln entkernt und gewürfelt
- 100 g Mandelmus
- 1 EL Kardamom (am allerbesten schmeckt es wenn Du Kardamomsamen selber im Häcksler mahlst anstatt bereits gemahlenen Kardamom zu kaufen)
- 1/2 EL Zimt
- 1 Bio-Zitrone abgeriebene Schale
Für die Glasur:
- 4 EL Ahornsirup Grad A oder C
- 1/4 TL Kardamom
- 1/4 TL Zimt
So geht's
- Die Mandelmilch zusammen mit dem Ahornsirup handwarm erwärmen (nicht zu heiß werden lassen, denn das schadet später der Hefe). In einer kleinen Schüssel mit der Hefe vermischen. Dazu einen Plastik- oder Holzlöffel verwenden, da Hefe kein Edelstahl mag. 10 Minuten gehen lassen.
- In einer großen Schüssel das Mehl mit dem Salz vermengen. Angerührte Hefe, geschmolzenes Kokosöl und Apfelmus hinzugeben und alles ca. 3 Minuten mit den Händen verkneten. Der Teig ist anfangs klebrig, deshalb zwischendurch die Hände bemehlen. So lange weiterkneten, bis ein elastischer und leicht klebriger Teig entsteht.
- Mit einem sauberen Tuch abgedeckt an einem warmen Ort (zum Beispiel der vorgewärmte und wieder abgeschaltete Backofen) 1 Stunde gehen lassen.
- Für die Füllung die Datteln in einem Topf mit kochendem Wasser bedecken und 5 Minuten ziehen lassen. Das Wasser absieben und die Datteln zusammen mit dem Mandelmus, dem Zimt und der Zitronenschale im Häcksler pürieren.
- Den Ofen auf 200 °C Ober- und Unterhitze vorheizen.
- Den Teig nochmals 1 Minute gut durchkneten. Eine Kugel formen, auf eine leicht bemehlte Arbeitsfläche legen und mit einem Nudelholz (oder mit den Händen) zu einem Rechteck mit den ungefähren Maßen 15 x 50 cm auswellen. Die Füllung gleichmäßig auf der Fläche verstreichen. Die lange Seite einrollen, bis eine lange Rolle entsteht. Mit einem Messer in 10 gleich große Scheiben schneiden.
- Ein Backblech mit Backpapier auslegen und die Schnecken mit der Schnittseite nach oben (und unten) auf das Backpapier legen. Ca. 20 Minuten backen, bis die Oberfläche goldbraun ist. Aus dem Ofen nehmen und sofort mit der Glasur aus dem mit Gewürzen vermischten Ahornsirup einstreichen.
Liebe Stefanie,
immer wieder begeistern mich deine Rezepte!
Ich finde Sie sehr lecker und kreativ.
Ist es möglich, dieses Rezept mit deiner glutenfreien Mehlmischung zu backen (das ist bei uns leider zwingend notwendig)?
Liebe Grüße
Stephanie
Liebe Stephanie,
danke für Deine liebe Rückmeldung! Leider ist der Austausch der Mehle nicht 1:1 möglich, da sich glutenfreier Hefeteig doch noch mal sehr anders verhält. Ich muss das noch mal bei Gelegenheit testen. Mein Mann hat auch schon angefragt, da er ja auch kein Gluten essen kann ;–)
Einen lieben Gruß!
Stefanie
Danke für deine Antwort!
In der Zwischenzeit habe ich es einfach mal ausprobiert und deine glutenfreie Mehlmischung genommen. Der Teig ist aufgegangen, war kaum formbar da er von seiner Struktur her nicht fest genug war. Aber lecker waren die Schnecken-Berge trotzdem 🙂
Herzliche Grüße
Stephanie
Liebe Stefanie, vielen Dank für das tolle Rezept. Wir haben die „Schnecken“ heute gleich mal ausprobiert und sind begeistert. Der Kardamom-Zimt-Geschmack ist super lecker und lauwarm schmecken sie so genial! Wünsche dir noch ein schönes Wochenende. Viele Grüße Tina
Liebe Tina,
oh schön, das freut mich sehr, dass Euch die Schnecken geschmeckt haben!
Liebe Grüße
Stefanie
Liebe Stefanie, habe die Zimt- Schnecken heute ausprobiert und sind sehr lecker ?.Vielen Dank für das Rezept. Viele liebe Grüße von Carmen.
Liebe Carmen,
toll, dass Dir die Schnecken geschmeckt haben!
Sende Dir ganz liebe Grüße
Stefanie
Liebe Stefanie, erst mal ne Frage zum Rezept: kann man Hefeteig auch mit Glutenfreiem Mehl machen? Ich nutze gerne eine Mischung aus Reismehl, Maronenmehl, Buchweizenmehl und Kartoffelmehl. Zu deiner Frage: Ich habe einen sehr großen Teil in mir, der erlebt das ziemlich genau so wie du, ich genieße das wohlwollende Zusammenkommen von Menschen von überall her, die ihre Schätze (Traditionen und Kochrezepte, Weisheiten..) mit andern teilen und gleichzeitig frage ich mich: wie geht es den Menschen, die seit Generationen dort aufgewachen sind und sehr mit dem Land ihrer Ahnen identifiziert sind, erleben die das auch als Bereicherung? hat s von denen überhaupt noch eine „nennenswerte Anzahl“?, oder sind die malorcinischen Natives zwischenzeitlich eine Minderheit? wenn ja, fühlen die sich wohl mit der Bereicherung und pflegen die auch noch ihre Traditionen, oder sind diese Traditionen gar nicht mehr lebendig? Ich denke es kommt sehr darauf an, WIE etwas wächst, so dass es sich für alle gesund gewachsen anfühlt. Menschen, wie die Nativ Americans, die Tibeter, die Aborigines und andere, die sehr mit ihrem Land und ihren Ahnen – Wurzeln identifiziert sind und auf ungute Weise dieses Landes beraubt wurden, sind heute die, ziemlich mies behandelte, Minderheit im Land ihrer Ahnen, das fühlt sich für mich richtig übel an…denn auch ich fühle mich selbst sehr mit dem Land verbunden auf dem ich aufgewachsen bin und ich wünschte mir hier nur „Kultur-Bereicherer“ die sich an dem was hier lebt freuen können und die Einheimischen mit Wertschätzung behandeln, und nicht, wie leider sehr viele speziell aus muslimischen Ländern, uns für Ungläubige halten, die man missionieren muss. Solche Gäste schaffen Unfrieden und machen ein Zusammenleben, wie du das beschrieben hast, sehr schwierig. Natürlich wäre wohl ein Großteil dieser Menschen lieber im eigenen Land unter besseren Bedingungen und ist daher nicht ganz freiwillig hier, was vielleicht die häufig negative Einstellung zu den Ländern des Westens erklärt, jedenfalls finde ich es sehr traurig, dass durch die viel zu schnelle Zuwanderung die letzten Jahre, genau das was du beschreibst, doch sehr schwer umzusetzen ist, zumal auch schon die Jahrzehnte davor überall auch in der Provinz sich Enklaven gebildet haben von zb Italienern oder Türken, die zT seit 30 jahren hier leben und kein Wort deutsch sprechen, sprich keinerlei Interesse haben, an Kontakt mit den Menschen, die hier verwurzelt sind. und wenn so was rassant zu nimmt, wird es sehr viel Einsatz brauchen, um das Zusammenleben friedlich zu gestalten. Ich kenne einige die sich dafür sehr in s Zeug gelegt haben und sehr schöne Begegnungen erlebten, und andere, denen ziemliche Ignoranz entgegengeschlagen ist für ihr freiwilliges Engagement wie zb Sprachkurse, bis sie keine Lust mehr hatten…Das sind wohl die berühmten zwei Seiten ein und der selben Münze…aber nun denn, Völkerwanderungen hat es immer gegeben und in einer Zeit, die so gigantisch dem Wandel unterworfen ist, wie die Jetzige, wird man wohl am besten alles loslassen, womit man sich identifiziert hat…(ist in spiritueller Hinsicht eh zu empfehlen..;-) ) LG Tatjana
Liebe Tatjana,
zu Deiner Frage nach dem glutenfreien Hefeteig: das geht prinzipiell, aber ein direkter Austausch bei diesem Rezept wird vermutlich nicht gelingen, da glutenfreier Hefeteig ziemlich anspruchsvoll ist. Ich werde das irgendwann noch mal testen, da Thomas auch gerne eine glutenfreie Variante der Schnecken hätte.
Zum Thema der hier geborenen Einwohner: da hast Du recht, das ist in der Geschichte natürlich sehr häufig gründlich schiefgegangen und geht auch heute noch schief. Hier auf Mallorca habe ich das Gefühl, dass die Entwicklung harmonischer verläuft. Die Mallorquiner sind noch sehr verbunden mit ihrem Land und haben, selbst wenn sie in der Stadt leben, in der Regel ein Stück Land oder ein (Familien-) Haus auf dem Land und sind sehr verbunden mit der Erde ihrer Ahnen. Viele haben von der Beliebtheit ihrer Insel profitiert, das trägt natürlich auch zu einer guten Stimmung bei. Dadurch dass Mallorca im Inselinnern sehr strenge Gesetze hat, was die Bebauung betrifft (man darf auf dem Land nur ein Haus bauen, wenn man 15.000 qm Land drumherum hat), bleibt die Insel im Landesinnern ursprünglich mit viel Grün und Natur. Die Bewohner haben sich und ihre Natur also gut davor geschützt, komplett vereinnahmt oder überrannt zu werden.
Einen lieben Gruß!
Stefanie
Liebe Stefanie, was für ein Hammerrezept: schon den zweiten morgen in Folge Kardamom Zimt Schnecken gespätstückt! Die sind echt grandios und echt schwedisch (hab schwedische Verwandtschaft!). Die Füllung ist total raffiniert und ich habe deinen Tipp beherzigt und Kardamom Samen gemörsert. Übrigens habe ich vor einer Weile begonnen, Hefeteig über Nacht im kalten gehen zu lassen und vertrage Hefegebäck seither deutlich besser.
Also ich vermute, culture clash ist ein Grund, warum ich Berlin so liebe. Ich weiß noch genau, als der legendäre Ms Vuong seine kleine Suppenküche zunächst in der Auguststr, später in der Alten Schönhauser eröffnete, war vietnamesische Küche in dieser Qualität hier weitgehend unbekannt. Dann entstanden aber derart viele kleine feine vietnamesische Garküchen in Mitte, dass man fast den Überblick verlor und echte Mühen hatte, sich durchzuprobieren. Und jetzt sind sie echte Institutionen hier, auch weit über Mitte hinaus. Der tolle Roman Sungs Laden von Karin Kalisa tat ein Übriges, die vietnamesische Community sichtbarer zu machen. Gefolgt von dem tollen Theaterstück in der schaubühne, dessen Namen ich gerade vergessen habe.
Ich schweife ab, zurück zu deinen köstlichen Kardamom Zimt Schnecken, die es gerade zu einem kleinen Apfel Latte gab, hmmm. Das perfekte Sonntagsfrühstück
Herzlichen Dank und liebste Grüße deine Barbara
Liebe Stefanie,
kann man anstatt Mandelmus auch Thain nehmen. Mandelmus ist echt zu teuer.
VG
Katja
Liebe Katja,
klar, das geht auch. Schmeckt dann eben ein bisschen anders.
Liebe Grüße
Stefanie
Hallo Katja,
Ich hab Haselnussmus verwendet. Es passt sehr gut in die Füllung, finde ich.
Falls du einen Hochleistungsmixer hast, kannst du aus gerösteten Nüssen oder Mandeln dein eigenes Nussmus machen!! Das geht einfach und preiswert!
Liebe Grüße