Zitronen-Thymian-Butter
Wenig Aufwand, großes Vergnügen
Es sind die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen. Die dampfende Tasse Tee an einem frühen Sommermorgen, der Gesang der Vögel vor dem Fenster, das Gefühl von Gras unter nackten Fußsohlen, die Lieblingsmusik, die sanft durchs Zimmer wabert, der Duft frisch gepflückter Kräuter, die Stille der Nacht nach einem geschäftigen Tag. Auch in der Küche habe ich schon immer die kleinen, unscheinbaren, aber guten Dinge geliebt. Ich denke, es gibt eine Formel für sensationelle Lebensmittel: Je proportional einfacher und leckerer ein Lebensmittel ist, desto besser. Man denke nur an eine perfekt reife Tomate mit gutem Olivenöl, an ein Stück bestes Sauerteigbrot oder ein auf den Punkt gekochtes Ei … Das sind die Dinge, die mich auf einer tiefen Ebene glücklich machen. Weil sie einerseits meinen Geschmackssinn befriedigen und andererseits für das Gute und Beständige stehen. Im Herzen liebe ich klassische Dinge, auch wenn ich immer angetrieben bin von der Lust, Neues zu entdecken.
„Gutes Essen ist meistens einfaches Essen.“ Anthony Bourdain
In letzter Zeit denke ich oft an meine Großmutter väterlicherseits. Denn sie hat meinen Geschmackssinn stark geprägt mit einer klassisch-lässigen Küche, die an den Stil französischer Bistros erinnerte. Wenn sie in ihren goldfarbenen Pumps in ihrer Küche stand und sich mit ihrem kleinen Affen unterhielt, der in einem Käfig in der Ecke saß (es waren die frühen 80er, damals galten Affen noch als Haustier) und fein gewürzte grüne Bohnen briet oder mit großer Geste die Zutaten einer Linzertorte in einer Schüssel zusammenwarf, dann wusste die ganze Familie (einschließlich des Affen), dass bald ein sensationelles Essen auf dem Tisch stehen würde. Meine Großmutter liebte sowohl in der Kleidung als auch beim Essen die französischen Klassiker. So trug sie 40 Jahre lang ein Chanel-Kleid, das sie in Paris erstanden hatte, und sie kochte klassische Gerichte so gut, dass sie komplett neu und aufregend wirkten.
„Ich habe in meinem Leben schon viel fantastisches Essen gegessen! Doch wenn ich an die luxuriösesten und besten Mahlzeiten zurückdenke, dann waren es die einfachen Gerichte aus wenigen natürlichen Zutaten, die mich am meisten begeistert haben.“ Mark Hyman, M.D.
Wenn ich Zitronen-Thymian-Butter zubereite, muss ich also an meine Großmutter denken. Für mich gehört diese Butter zu meinen Küchenklassikern, die ich sie seit 20 Jahren in sehr regelmäßigen Abständen – und mit kleinen Variationen – Freunden serviere, die zum Essen zu uns kommen. Es wundert mich, dass ich noch nie ein Rezept darüber veröffentlich habe, aber bestimmt liegt es daran, dass es sich so anfühlt, als wäre diese Butter gar kein Rezept, denn sie ist so einfach herzustellen, dass es eigentlich ein Witz ist. Dafür, dass sie überhaupt keine Arbeit macht, ist ihr Effekt aber immer riesig. Verzückt verdrehte Augen und leises Stöhnen sind keine Seltenheit, wenn eine Zitronen-Thymian-Butter mit einem Stück gutem Brot verzehrt wird. Wenig Aufwand, großes Vergnügen.
Und nun meine Frage an Dich: magst Du klassische Dinge? Und welches ist Dein Favorit aus der klassischen Küche? Ich freue mich auf Deinen Kommentar unter diesem Beitrag!
Zitronen-Thymian-Butter
Zutaten
- 250 g Butter
- 1,5 TL frische Thymianblätter
- 1 TL Zitronenschale
- 1 TL frisch gepresster Zitronensaft
- 1/3 TL Salz
So geht's
- Die Butter 1 Stunde lang bei Zimmertemperatur weich werden lassen. Alle Zutaten mit der Butter glatt verrühren. In kleine Schüsseln füllen, die Oberfläche glatt streichen und im Kühlschrank ca. 1 Stunde fest werden lassen.
Liebe Stefanie,
Deine Rezepte sind immer der Hammer und ich liebe deine Bücher!
Ich bin bei Rezeptbüchern kein Fan von e-Books. Besteht die Möglichkeit, dass dein aktuelles Buch der entzündungshemmenden Ernährung als „echtes“ Buch herauskommt? Bis auf 2 Bücher, stehen all deine Bücher in meinem Regal 😉
Ganz liebe Grüße und ich freue mich jedes Mal, eine Email von dir zu erhalten ❤️
Lieben Dank, liebe Stefanie, die Butter schmeckt großartig! Ich hatte alles im Haus und hab sie gleich für ein morgiges Fest vorbereitet .. Und ich hoffe, sie hält bis dahin .. hatte vorhin Vollkornreis mit Linsen zum Mittag gekocht und dann hab ich die Linsen nicht mehr angerührt, weil der Reis mit der Butter einfach schon vollendet war … Danke Dir für diese feine Köstlichkeit!
Und Danke Dir an dieser Stelle von Herzen für all Deine tollen Rezepte, meine Tochter und ich haben vier Deiner wunderschönen Bücher zu Hause, ein Segen für uns mit all unseren Allergien, dass Du all diese wunderbaren und leckeren Rezepte kreiert und veröffentlicht hast!
Heute möchte ich dir gerne wieder einen Kommentar schreiben, einen, bei dem ich dir gerne etwas von dem Gefühl welches du mir mit deinen Rezepten und kleinen Anekdoten änderst, zurückgeben möchte.
Wir sind seit 2 Tagen aus dem Urlaub zurück. Wir waren hoch im skandinavischen Norden mit den Kindern am Meer und haben wunderschöne warme strandtag erlebt.
Heute Morgen war ich mit dem Hund spazieren, aus der Tür raus ist es bei uns zu Hause sehr grün….in einem der nachbarlichen Vorgärten blieb ich stehen, aufmerksam hörte ich den Bienen beim emsigen Treiben zu, sie labten sich wohlig an einem lila blühendem Strauch. So wunderschön. Ich beschloss ein paar Blätter von ihm mitzunehmen und zupfte mir 4 Stück ab.
Es roch so wunderbar und versetzte mich in die Bretagne, mit gutem Baguette und dicker Butter gekrönt von diesem Duft und dem Geschmack von Salbei….
Zu Hause habe ich ihn gewaschen und in kleine Streifen geschnitten und mit Fleur de sal (Mitbringsel von Freunden aus dem Frankreich-Urlaub) in einen kleinen Block Vegane „Butter“ gerührt. Auf einem kleinen Stück noch warmem Brötchen habe ich es in meinem Garten genossen, noch bevor die kinder wach sind. Ich saß an meinem Tisch auf der Terrasse, vor mir die kleine Schale „Butter“ auf dem Tisch, gekrönt von der zugegeben sehr 70 er lastigen Skandi- Tischdecke (okkergelb gesäumt mit kleinen weißen Blättern drauf) die ich mir an einem kleinen Stand gegönnt habe….die Morgensonne im Gesicht….so schön, so friedlich.
Hinter mir taucht mein Mann auf und stellt mir meine neue Tasse auf den Tisch, ein kleiner etwas krumpeliger liebevoll getöpferter Becher, verspielt bemalt in hellen Tönen, getöpfert von einer lieben älteren Dame, die wir zufällig in einem Hinterhof trafen, die uns ihre Töpferei zeigte, überall standen kleine fertige Schalen, Tassen, allerlei gedöns, Kunst in allen facetten, in einer Vitrine in dem ganzen Durcheinander legen gestapelte Notenblätter neben Gläsern mit toten Schlangen in lake, daneben aufgereiht Skripte von Notizen, in den alten Fenstern hingen gläserne Fensterbilder die die Sonne einfingen, so sprach wunderschönes Britisches Englisch und erzählte uns ihre Geschichte, geboren im ländlichen England, aufgewachsen in Frankreich bei ihrer Tante, gelandet in Skandinavien hatte sie ihre Werkstatt in einer alten verlassenen Schule, der Vorgarten versprach vieles, überall warme kleine Kunstwerke zwischen wild sich selbst ausgesähten Blumen…
Die Eindrücke stehen zusammen mit dieser Tasse jetzt auf meinem Tisch.
Diese Tasse die ich (so hoffe ich) sehr lange täglich in der Hand halte wie es eins mein Vater getan hat. Als ich jung war hat er sich in Schweden eine kleine runzelige Blue getöpferte Tasse gekauft und so lange ich denken kann (und ich werde nun 38) trank er jeden Morgen aus ihr seinen Kaffee. Leider ist sie vor wenigen Monaten kaputt gegangen….runtergefallen, in Hunderte Scherben, sonst hätte sie ihn vermutlich noch überlebt.
Wie gut, das gut behütet in meinem Küchenschrank eine neue (ein Urlaubsmitbringsel) auf ihn wartet.
Auf diese Augen, auf diesen Augenblick freu ich mich sehr!
Und ich glaube ich bringe ihm auch Brot und leckere selbstgemachte Butter mit!
Danke, liebe Stefanie
Ich verstehe so gut was du meinst.