Gerösteter Fenchelsalat

Und warum mein Leben eine Baustelle ist

Seit einigen Jahren befinden Thomas und ich uns in regelmäßigen Abständen am Rande des Nervenzusammenbruchs. Denn seit ein paar Jahren renovieren wir ein Haus. Wenn Du uns vor dem Hauskauf gefragt hättest, warum wir überhaupt ein Eigenheim haben wollen anstatt etwas zu mieten, dann hätten wir geantwortet: „Weil wir uns dann alles so gestalten können, wie es uns gefällt.“ Nun machen wir genau das seit Jahren und renovieren Schritt für Schritt die Teile des Hauses, die sich noch nicht richtig anfühlen. Eine seltsame Gemeinsamkeit haben unsere Renovierungen bisher: egal, wann wir damit beginnen wollen (zum Beispiel dieses Jahr im Mai), so starten sie immer erst Mitte/Ende November und sind ungefähr einen Tag vor Weihnachten fertig, so dass wir am 24. Dezember mit letzten Schweißtropfen auf der Stirn unter dem nicht vorhandenen Weihnachtsbaum entkräftet zusammensinken.

Gerösteter Fenchelsalat

Für den späten Start gibt es immer gute Gründe, so wie hohes Arbeitsaufkommen bei der Baufirma, Lieferschwierigkeiten der Materialien oder Krankheiten des ausführenden Handwerkers. Ich glaube aber, dass es unser persönlicher Fluch ist und habe mich schon fast damit abgefunden. Da wir dieses Mal eine wirklich große Renovierung machen, mussten wir aus unserem Haus ausziehen und wohnen nun in einem Airbnb in der Nähe, schauen ab und zu in unserem Haus vorbei, sehen schaudernd der Zerstörung zu, die jeden Neubeginn einläutet, und schließen Wetten ab, ob wir Heiligabend  Zuhause feiern werden oder nicht.

Gerösteter Fenchelsalat

Der Interior-Designer Nate Berkus hat mal gesagt: „Dein Zuhause sollte die Geschichte erzählen von dem, der Du bist und eine Sammlung dessen sein, was Du liebst.“ Ich mag dieses Zitat, und an Tagen, an denen die Nerven vibrieren, weil der Bauleiter gerade das Ende der Renovierung um eine weitere Woche nach hinten geschoben hat, halte ich mich daran fest. Und ja, mein Herz schlägt trotzdem jedes Mal höher, wenn es um die Gestaltung von Räumen geht. Schon immer habe ich Architektur- und Interior-Design-Bücher verschlungen und bin fasziniert davon, wie inspirierend, nährend und wohltuend Orte (Häuser, Wohnungen, Gärten etc.) sein können, wenn man sie richtig gestaltet. Es ist deshalb auch kein Zufall, dass wir unsere Retreats an sehr speziellen Orten veranstalten, die Magie, Inspiration und Erholung schenken. Denn genau das kann ein guter Ort.

Gerösteter Fenchelsalat

Da Thomas und ich sehr „ortsfühlig“ sind (gibt es so ein Wort?), haben wir viele Jahre nach einem passenden Heim für uns gesucht. Meistens wussten wir schon vor dem Eintreten, ob es was für uns ist oder nicht, und brachen einige Male schon vor der Haustür eine Hausbesichtigung ab. Als wir nach vielen Jahren und gefühlt hundert Hausbesichtigungen zum ersten Mal den äußerst holprigen Schotterweg zu unserem heutigen Haus fuhren, sagten wir uns noch bevor wir das Gebäude sahen: „Das ist es!“ Denn es war in der Natur, es hatte eine schöne Aussicht und es war unperfekt genug, dass wir es uns leisten und renovieren konnten. Das ist jetzt fünf Jahre her. Und seitdem leben wir dort sehr glücklich – und zwischendurch renovieren wir. Wollte man das Ganze in Filmen ausdrücken, so schwankt unser häusliches Leben zwischen „Unsere kleine Farm“ und „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“, je nachdem, ob wir uns gerade vor, während oder nach einer Renovierung befinden. Aber naja, das ist das Leben. Harmonie und Dissonanz; Gleichgewicht und Imbalance; Zerstörung und Neubeginn. Das Leben ist eine Baustelle.

Gerösteter Fenchelsalat

Mein Rezept der Woche

Ich will ehrlich zu Dir sein: diese Woche hatte ich keine Idee für ein neues Rezept, weil ich mich von der Küche unseres Airbnbs so gar nicht angesprochen fühle. Ich attestierte mir selbst einen schweren Fall von Küchen-Snobismus, beklagte mich eine Weile bei meinem Mann, was anscheinend etwas Befreiendes hatte, denn direkt danach hatte ich die Inspiration zu diesem Salat. So begab ich mich in die Küche, um meine Idee in ein Gericht zu verwandeln. Dieser Salat folgt meinem Gedanken von letzter Woche, dass wir im Winter Kaltes durch Warmes ersetzen sollten. Gerösteter Fenchel spielt die Hauptrolle in diesem Gericht und wird durch seine Zeit im Ofen angenehm aromatisch und leicht süßlich. In Verbindung mit Orangen, Haselnüssen, Granatapfel und Rucola, und mariniert mit einem leicht orientalischen Dressing entsteht ein Wintersalat, der auch eine schöne Vorspeise fürs Weihnachtsmenü abgeben würde. Egal, ob man Weihnachten Zuhause feier oder in einem Airbnb.

Und nun meine Frage an Dich: Bist Du auch „ortsfühlig“ und gestaltest gerne Deinen Lebensraum um? Dann hinterlasse einen Kommentar unter diesem Beitrag! Ich freue mich, von Dir zu lesen.

Gerösteter Fenchelsalat

Gerösteter Fenchelsalat

Portionen 2 Personen
Zubereitungszeit 20 Minuten
Backzeit 40 Minuten
Rezept drucken

Zutaten

Für den Salat:

  • 2 Gemüse-Fenchel à ca. 400 g pro Fenchel
  • 2 EL Olivenöl
  • 1 TL Salz
  • 2 Orangen
  • 50 g Haselnüsse
  • 1/2 Granatapfel
  • 50 g Rucola

Für das Dressing:

  • 1 TL Dijon-Senf
  • 2 TL Ahornsirup Grad A oder C
  • 1/3 TL Salz
  • 1,5 EL Apfelessig
  • 3 EL Olivenöl
  • 1 EL geröstetes Sesamöl
  • 1/3 TL gemahlener Kreuzkümmel
  • 1/2 abgeriebene Orangenschale

So geht's

  • Den Backofen auf 180 °C Ober- und Unterhitze vorheizen.
  • Das Fenchelgrün abschneiden, hacken und 1 EL davon beiseitestellen zum Garnieren.
  • Die Fenchelknollen der Länge nach halbieren und ebenfalls der Länge nach in Scheiben schneiden. In einer Schüssel mit Olivenöl und Salz vermischen. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben und ca. 30 bis 40 Minuten backen, bis der Fenchel gar und leicht gebräunt ist.
  • Die oberen und unteren Enden der Orangen so abschneiden, dass das Fruchtfleisch zu sehen ist. Die Orangen auf die Unterseite stellen. Dann mit einem scharfen Messer die gesamte Schale in Streifen so herunterschneiden, dass die weiße Haut vollständig vom Fruchtfleisch der Orange entfernt wird. Die Orangen in Scheiben schneiden.
  • Die Haselnüsse in einer Pfanne ohne Fett unter Rühren rösten. Aus der Pfanne nehmen, abkühlen lassen, in ein sauberes Geschirrtuch geben und die Haut abrubbeln. Die Nüsse grob hacken.
  • Die Schnittfläche des Granatapfels über eine große Schüssel halten und die Kerne mithilfe eines Kochlöffels herausschlagen.
  • Rucola waschen und trocknen.
  • Für das Dressing alle Zutaten glatt vermischen.
  • Die Teller mit Rucola anrichten, den gerösteten Fenchel darauf geben und mit Orangenscheiben anrichten. Das Dressing darüber träufeln und zum Schluss mit Granatapfelkernen und Haselnüssen garnieren und sofort servieren.

Wellcuisine-Tipp

Die Portionen des Salats sind als Hauptgericht berechnet. Wenn Du den Salat als Vorspeise servierst, reicht pro Person eine halbe Portion (d.h. ein Salat für 2 Personen ergibt eine Vorspeise für 4 Personen).
Wellcuisine Stefanie Reeb

Gerösteter Fenchelsalat

Hinterlasse einen Kommentar

  1. Dorit schreibt:

    Liebe Stefanie,
    leider ist auch mein Leben derzeit eine Baustelle und ich kann vieles nachvollziehen. Mein Mann und ich haben im Frühjahr 2017 eine Gaststätte gekauft und diese bis ins Jahr 2021 in ein Wohnhaus umgewandelt. Ganz fertig sind wir noch immer nicht. Nur leider hat unsere Ehe diesen Stress nicht überstanden, da wir uns zu wenig Zeit für „uns gemeinsam“ gegönnt haben. Es gab keine Theater- oder Kinobesuche mehr, kein tanzen oder Konzertbesuche, wenig Treffen mit Freunden. Mein Noch-Ehemann hat nun einiges in der Ehe vermisst – welches mir nicht aufgefallen ist. Nur leider hat er, statt mit mir darüber zu reden, den Weg zu einer anderen Frau gesucht. Nun sitze ich überwiegend alleine in dem Haus und werde irgendwann nächstes Jahr hier ausziehen. Den Fenchelsalat mach ich dann mal für mich alleine oder vlt. kommt meine Tochter zu Besuch.
    Für Euch alles Gute und viel gemeinsame Freude am Haus renovieren.
    Liebe Grüße
    von Dorit

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Dorit,

      das tut mir leid, dass sich die Baustelle so negativ auf Deine Beziehung ausgewirkt hat! Ich kann mir natürlich gut vorstellen, wie viel Stress es bedeutet, wenn man jahrelang eine Baustelle im Haus hat. Bei uns sind es ja immer nur Baustellen-„Sprints“ und dann machen wir meistens wieder ein Jahr Pause, in dem wir ganz normal leben können. Wenn dem nicht so ist, ist das natürlich extrem belastend.

      Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute für Deinen weiteren Weg!
      Deine Stefanie

  2. Alexandra schreibt:

    Liebe Stefanie,
    ich finde Fenchel-Orangen-Rucola Salat unglaublich lecker – bisher kannte ich ihn nur mit rohem Fenchel. Nun bin ich gespannt auf die Version mit dem gerösteten Fenchel und den Granatapfelkernen. Danke für das Rezept.
    Meinen „Lebensraum“ zu gestalten ist mir unglaublich wichtig. Immer wenn ich umgezogen bin, war dies für mich zentral – es vermittelt mir ein Gefühl der Sicherheit, insbesondere, wenn man noch nicht viele Leute kennt und alles um einen herum neu ist. Dann kann man sich dort zurückziehen. Ich habe nie verstanden, wie man sich in möblierten Wohnungen wohlfühlen kann.
    Ich drücke euch die Daumen, dass es mit den Renovierungsarbeiten zeitlich klappt.
    Und wenn das Foto von dir aktuell ist, fällt mir eine äusserliche Veränderung auf, die mir sehr gefällt.
    Herzliche Grüsse,
    Alexandra

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Alexandra,

      vielen Dank für Deine Nachricht! Ja, mir geht es genauso wie Dir, ich liebe es einfach, meinen Lebensraum zu gestalten. Thomas und ich haben zwar auch einige Jahre wie Nomaden aus dem Koffer in möblierten Wohnungen gelebt, da wir viel gereist sind und in unterschiedlichen Ländern gelebt haben. Umso mehr hatten wir dann aber Lust, wieder ein Zuhause zu haben, das wir so einrichten können, wie wir wollen.

      Und ja, danke, das Foto ist aktuell. Nicht nur unser Haus musste erneuert werden, meine Frisur musste sich auch mal wieder verändern ;–)

      Liebe Grüße
      Stefanie

  3. Silke schreibt:

    Liebe Stefanie,
    die Umstände, Gedanken und Gefühle im Zusammenhang mit einem eigenen Zuhause sind mir bzw. uns sowas von bekannt. Das zieht sich allerdings schon durch meine Kindheit: Gefühlt wurden bei uns kurz vor Feiertagen und gerne auch vor Weihnachten anstehende Renovierungsarbeiten durchgeführt. Interessanterweise haben wir es immer geschafft, Heilig Abend einigermaßen entspannt zu feiern.
    Auch wir sind aktuell seit Jahren beschäftigt, unser Zuhause in einen Wohlfühlort für uns zu entwickeln. Mit viel Eigenleistung und Geduld.
    Was hier auch immer wieder hilft, um nicht die Motivation und Begeisterung zu verlieren, eine Rückschau zu halten, wieviel schon geschafft wurde.

    Ich bewundere Menschen, die es schaffen, innerhalb kurzer Zeit ein Haus/Wohnung zu bauen/renovieren und komplett eingerichtet zu haben. Inklusive Aussenanlagen. Aber das sind wir nicht. Es wird mir immer wieder bewusst, dass es für uns wichtig ist, sich die Zeit zu nehmen, reinzuspüren, was ist für uns und auch das Gebäude, die umgebende Natur stimmig, was passt?

    Insofern wünsche ich Euch und allen „UmgestalterInnen und WohlfühlplatzErschafferInnen“ gutes Gelingen für die restlichen Tage bis Weihnachten. Zeit zur Reflexion der schönen Dinge und das Ereichte des vergangenen Jahres sowie Vorfreude, auf das, was in 2023 geplant ist.
    Silke

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Silke,

      lustig, dass Du auch diese Erfahrung gemacht hast, dass Renovierungen immer kurz vor Weihnachten stattfinden.

      Ich kann gut verstehen, dass Ihr Euch viel Zeit lasst mit dem Umgestalten Eures Zuhauses. Uns geht es auch so, dass wir immer mal wieder eine Idee haben, was wir gerne verändern möchten. Zum Beispiel im einen Jahr aus einer Terrasse ein Zimmer machen und im nächsten Jahr die Böden zu renovieren … 

      Einen lieben Gruß und eine frohe Weihnachtszeit!
      Stefanie

Schreibe einen Kommentar

Deine Mail wird nicht veröffentlicht Erforderliche Felder sind mit * markiert

Rezeptbewertung




Schließen
© 2024 Wellcuisine, Stefanie Reeb